Zuwanderer hätten seit dem Anschlag Angst, angegriffen zu werden, und trauten sich in diesen Tagen nicht aus dem Haus, beklagte er am Sonntag. "Dieser neuen Gewalt müssen wir entgegentreten", mahnte Kramer.
Magdeburg sei in Solidarität und Mitgefühl zusammengerückt und das ganze Land habe sich verbunden gezeigt. Angesichts der fremdenfeindlichen Angriffe forderte der Bischof dazu auf, das Zusammenleben "fremdenfreundlicher" zu gestalten.
Nach dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt gab es in der Landeshauptstadt von Sachsen-Anhalt mehrere Angriffe gegenüber als migrantisch wahrgenommen Personen. Die Polizei sprach von insgesamt vier Fällen von Körperverletzung. In zwei Fällen konnte die Polizei nach eigenen Angaben die Tatverdächtigen identifizieren.
Großes Spendenaufkommen für Opfer
Mehr als 615.000 Euro für Betroffene sind aber auch gespendet worden. 5.640 Spenderinnen und Spender hätten auf das von der Landeshauptstadt eingerichtete Spendenkonto eingezahlt, teilte die Stadtverwaltung am Samstagabend mit.
Oberbürgermeisterin Simone Borris (parteilos) bezeichnete die Spendenbereitschaft als "Zeichen für den großen Zusammenhalt, die breite Unterstützung und das Gemeinschaftsgefühl, was wir derzeit an vielen Orten in Magdeburg spüren". Innerhalb der Stadtverwaltung werde derzeit beraten, wie die Spenden unkompliziert und rechtssicher an die Betroffenen ausgereicht werden können.
Neben der Verteilung der Spenden und der Planung eines zentralen Gedenkorts werde die Aufarbeitung der Umstände des Anschlags auf den Weihnachtsmarkt auch in der Stadtverwaltung ein zentrales Thema der nächsten Wochen sein, hieß es. Die Landeshauptstadt werde die Ermittlungen auch zu Fragen rund um das Sicherheitskonzept der Magdeburger Weihnachtsmarkt-Gesellschaft unterstützen.
Am 20. Dezember war der 50-jährige Taleb A. mit einem Auto ungebremst durch eine Budengasse auf dem Weihnachtsmarkt gefahren. Fünf Menschen kamen ums Leben, mehr als 200 wurden teils schwer verletzt. Bei dem Täter handelt es sich um einen seit 2006 in Deutschland lebenden Mann aus Saudi-Arabien, der zuletzt in Bernburg bei Magdeburg als Arzt arbeitete. Der Mann war in den sozialen Netzwerken als aggressiver Islamkritiker und AfD-Sympathisant aufgefallen. Er sitzt in Untersuchungshaft.