Juristisch habe die Initiative keinen Vertreter von Polizei, Behörden oder der Politik zur Rechenschaft ziehen können, sagte Kopp in Hanau dem Evangelischen Pressedienst (epd). Politisch habe die Initiative zwar Druck zur Einrichtung eines Untersuchungsausschusses des Hessischen Landtags ausüben, aber keinen Politiker zum Rücktritt bewegen können. Jedoch habe die Initiative zu einer vielfältigen zivilgesellschaftlichen Auseinandersetzung beigetragen.
Mit der in anderen Städten aufgenommenen Parole der Initiative "Say their names" (Sagt ihre Namen) seien die Opfer und nicht der Täter in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit gerückt worden, betonte Kopp. Dadurch hätten die Angehörigen Mut gefasst, öffentlich zu sprechen, zu Medien, auf Gedenkveranstaltungen oder vor dem Untersuchungsausschuss des Hessischen Landtags. Angehörige träfen sich regelmäßig im Ladenlokal der Initiative am ersten Anschlagsort in der Innenstadt und hätten sich mit Angehörigen von Anschlagsopfern in Halle und München verbunden.
Darüber hinaus hat nach den Worten von Kopp die Ausstellung der Rechercheagentur Forensic Architecture Maßstäbe gesetzt, indem sie den Verlauf des Anschlags sekundengenau nachgezeichnet und zur Aufklärung beigetragen habe. Ihre Ausstellung wurde in Städten im In- und Ausland gezeigt. Theaterstücke und Filme entstanden in Auseinandersetzung mit dem Anschlag. Zwei Angehörige schrieben ihre Erfahrungen nieder: Said Etris Hashemi, selbst bei dem Anschlag schwer verletzt, verlor seinen Bruder Said Nesar und Cetin Gültekin seinen Bruder Gökhan. Hessen verbesserte die gesetzlichen Landeshilfen für Anschlagsopfer.
"Hanau hat gezeigt, was möglich ist, wenn Angehörige zusammenstehen", bilanzierte Kopp. "Betroffene können ihre Stimmen erheben, wenn sie sich von Behörden und der Politik im Stich gelassen fühlen." An jedem 19. eines Monats gedenken Mitglieder der fünf bis acht aktive Personen umfassenden Initiative mit einzelnen Angehörigen der Opfer an den beiden Tatorten. Die Beratung und Unterstützung der Angehörigen laufe weiter, etwa für Behördenanträge und Gutachten, für Schulleistungen oder für seelischen Beistand.
Die Aufmerksamkeit von Zuhörern bei Gedenkveranstaltungen und die ungebrochene Spendenbereitschaft helfe den Angehörigen, sagte Kopp. Allerdings lasse ihnen keine Ruhe, dass für die Fehler von Behörden und der Polizei niemand juristisch zur Verantwortung gezogen wurde.