Mehr Mitsprache in der Missbrauchsaufarbeitung

Schatten eines Kindes, dass  die Hände an eine Scheibe legt.
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Der Missbrauchsfall ereignete sich1974 bei einer kirchlichen Freizeit, als sich der Diakon in Ausbildung, Siegfried G., zu Lisa Meyer ins Bett legte. Sie sei damals elf Jahre alt gewesen, sagt Meyer heute. Der Kirchenvorstand fordert mehr Mitspracherecht bei der Aufklärung von Missbrauchsfällen.
Gemeinde fordert
Mehr Mitsprache in der Missbrauchsaufarbeitung
Die evangelische Kirchengemeinde Georgsmarienhütte hat nach einem Gespräch mit dem hannoverischen Landesbischof Ralf Meister mehr Mitsprache bei der Aufarbeitung von Missbrauchsfällen gefordert. Andere Missbrauchsbetroffene erneuern dagegen ihre Rücktrittsforderung an Bischof Meister.

"Wir wollen mehr gesehen, gehört und wertgeschätzt werden und darüber hinaus eine institutionell verankerte Mitsprachemöglichkeit haben", heißt es in einer am Donnerstag veröffentlichten Stellungnahme des 15-köpfigen Kirchenvorstandes. Eine Kommunikation auf Augenhöhe sei eine elementare Voraussetzung, um den von Missbrauch betroffenen Personen empathisch begegnen zu können.

Meister war den Angaben zufolge am Mittwoch gemeinsam mit dem Vizepräsidenten des Landeskirchenamtes, Ralph Charbonnier, nach Georgsmarienhütte gereist, um sich der Kritik des Kirchenvorstandes zu stellen. Dieser hatte der Landeskirche Hannover in einem Brief vorgeworfen, sie habe die Gemeinde bei der Aufarbeitung von Fällen sexualisierter Gewalt in den 1970er Jahren nicht unterstützt. Der Umgang auch des Landesbischofs mit der Betroffenen, die unter dem Pseudonym Lisa Meyer auftritt, sei bis heute unpersönlich und unangemessen.

Der Landesbischof räumte den Angaben zufolge zu Beginn des Gespräches ein, die im Brief geäußerte Kritik sei "nachvollziehbar und richtig". Er ergänzte: "Die Frage, was das bis heute für den Ort bedeutet, haben wir übersehen."

Nach einem ehrlichen Austausch hätten sich beide Seiten auf Verbesserungen geeinigt, heiß es weiter. Diese sehen etwa eine offene Kommunikation der Landeskirche mit der Gemeinde vor. Zudem sollen die Auswirkungen der Missbrauchsfälle auf die Kirchengemeinde bis in die heutige Zeit aufgearbeitet werden.

In einem Interventionsplan solle überdies geregelt werden, wie Gemeinden und Landeskirche sich künftig verhalten, wenn sie von Missbrauchsfällen Kenntnis erhalten. Dieser Plan soll auch in die derzeit entstehenden Präventions- und Schutzkonzepte der Landeskirche einfließen. In Krisenfällen soll es eine sogenannte Task-Force geben, die vor Ort unterstützt und dort zu einer personellen Entlastung beiträgt.

Gespräch: Nein Danke!

Missbrauchsbetroffene der Initiative  "Sexualisierte Gewalt in der Landeskirche Hannovers: Meisterhafte Vertuschung beenden!" vertreten von den Dörte Münch, Horst E., Kerstin Krebs und Katharina Kracht haben dagegen ihre Rücktrittsforderung an den hannoverschen Landesbischof Ralf Meister bekräftigt und ein Gesprächsangebot des evangelischen Bischofs abgelehnt.

"Wir werden die Einladung nicht annehmen", erklärte die Initiative am Freitag in Hannover in einem offenen Brief. "Wir haben Bischof Meister nicht um eine Audienz gebeten." Ein Rücktritt sei aus Sicht der Betroffenen mehr denn je "die einzig verantwortungsvolle Option". Die Initiative hatte bereits Anfang Juni vor den Beratungen der Synode den Rücktritt des 62-Jährigen verlangt. Er müsse die Konsequenzen aus einem unzureichenden Umgang der Kirche mit Missbrauchsfällen ziehen, hieß es damals.

 

Die hannoversche Landeskirche wollte sich zu der erneuten Forderung nicht äußern und verwies auf Beschlüsse der Synode, des Kirchenparlaments, mit denen sie die Arbeit gegen sexualisierte Gewalt in der Kirche stärken will. Bischof Meister steht seit 2011 an der Spitze der größten der 20 evangelischen Landeskirchen in Deutschland. Die kirchenleitenden Gremien hatten sich Anfang Juni hinter den Bischof gestellt.