Kirchen demonstrieren für Klimaschutz

EKD-Synodenpäses Anna-Nicole Heinrich nahm an der Klimademonstration in Erlangen teil.
© epd-Bild/Julia Riese
"Wir müssen gemeinsam einen Umzug organisieren von einer fossilen in eine nachhaltige Wohnung." EKD-Synodenpäses Anna-Nicole Heinrich nahm an der Klimademonstration in Erlangen teil und sprach dort vor rund 300 Menschen. Insgesamt gingen am Freitag in 250 deutschen Städten laut Angaben von "Fridays for Future" rund 250.000 Menschen auf die Straßen.
Globaler Klimastreik
Kirchen demonstrieren für Klimaschutz
Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) ruft zum internationalen Klimastreik am 15. September auf. An den Demonstrationen beteiligen sich auch die Landeskirchen und die Initiativen "Churches for Future" sowie "Christans for Future" wieder mit eigenen Bannern, Andachten, Gebeten und anderen Aktionsformen. Warum Kirchenvertreter:innen die Aktion von "Fridays for future" wichtig ist, hat evangelisch.de herausgefunden.

"Die Klimakatastrophe können wir nur gemeinsam aufhalten, Generationen übergreifend - unabhängig von politischen Überzeugungen und Weltanschauungen. Die Schöpfung ist durch die Klimakatastrophe massiv gefährdet. Deshalb sind wir als Kirche dazu aufgerufen unseren eigenen Teil dazu beizutragen, klimaneutral zu werden. Aber es ist auch unsere Aufgabe andere Menschen auf diesem Weg mitzunehmen", sagt die Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland, Anna-Nicole Heinrich.

Christinnen und Christen ermutigt sie, sich für Klimaschutz zu engagieren und beispielsweise an Demonstration teilzunehmen. Denn laut Heinrich ist Klimaschutz eine Frage der Gerechtigkeit: "Wir setzen das Leben und die Zukunft von Menschen aufs Spiel, die selbst nichts zu der Katastrophe beigetragen haben."

Sie selbst nimmt am Klimastreik in Nürnberg teil. Vor der Demonstration wirkt sie bei einer Andacht unter dem Titel "The Sound of Hope" in der Kirche St. Lorenz  mit, in der Klage vor Gott gebracht und Hoffnung geteilt wird. Heinrich ist sich sicher: "Die Zukunft ist nicht festgeschrieben. Wir können einen Unterschied machen, können gestalten – jede und jeder für sich, und noch mehr gemeinsam."

Der Zusammenschluss "Churches for future", dem sich Kirchengemeinden aus allen Bundesländern angeschlossen haben, unterstützt den globalen Klimastreik von "Friday for future" am 15. September ebenfalls. In ihrem Positionspapier fordern sie Kirchen und Glaubensgemeinschaften unter anderem auf, in ihren Verkündigungen den Klimaschutz in den Vordergrund zu rücken und beziehen sich dabei auf Genesis 2,15: "Und Gott der HERR nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, dass er ihn bebaute und bewahrte."

Keine Zeit verlieren

Darüber hinaus verlangen sie eine konsequente Umsetzung der eigenen Beschlüsse der Kirchen zum Klimaschutz sowie den Einfluss auf Wirtschaft und Politik zu nutzen, um nachhaltige Themen voran zu treiben.

Für Anna-Nicole Heinrich ist es wichtig, dass auf politischer Ebene noch mehr getan wird. Die Dringlichkeit der Klimakatastrophe müsse ernst genommen werden und werde durch Extremwetterereignisse auf der ganzen Welt bereits jetzt sichtbar. Dabei seien jene Bevölkerungsgruppen unverhältnismäßig stark betroffen, die historisch am wenigsten zum aktuellen Klimawandel beigetragen hätten. Heinrich betont: "Wir haben keine Zeit zu verlieren. Das muss uns allen bewusst sein."

Eigene Gewohnheiten ändern

Die Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland, Annette Kurschus, hält den Klimaschutz für unsere Pflicht, denn: "Die Grundlagen unseres Lebens sind gefährdet wie nie. Die Erde gehört uns nicht – weder unserer Generation noch einem kleinen reichen Teil der Bevölkerung, zu dem wir zählen. Auch unsere Kinder und Kindeskinder, auch Menschen in anderen Regionen der Erde haben das Recht, in Fülle zu leben."

Die Klimaschutzrichtlinie der EKD sei ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg gewesen, der bis spätestens 2045 zur Klimaneutralität führt. Dieser müsse nun Schritt für Schritt gegangen werden, und dabei gehe es auch um die persönlichen Lebensgewohnheiten: "Es wird darauf ankommen, bewusster zu leben und auf manche liebgewordene Gewohnheit oder Bequemlichkeit zu verzichten." Ein erster Zwischenbericht zur Umsetzung der Klimaschutzrichtlinie wird auf der Synode im November vorgestellt. 

Anna-Nicole Heinrich ist der Meinung, dass die Evangelische Kirche viele Möglichkeiten hat, sich für Klimaschutz einzusetzen. Unter anderem könne die Kirche ein "Auftankort" für Klimaktivist:innen sein und Mut machen. Dafür müsse die Kirche aber mit gutem Beispiel vorangehen. 

Die Beauftragte für Schöpfungsverantwortung der EKD, Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt, lädt Christinnen und Christen in einer Videobotschaft ein, den Klimastreik zu unterstützen:

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Das Positionspapier der "Churches for future" hebt die Verantwortung jedes einzelnen Christen und jeder einzelnen Christin für die Bewahrung der Schöpfung hervor und gibt mehrere Tipps, um dieser gerecht zu werden. Zuerst wird empfohlen, nur so viel zu konsumieren, wie nötig und den eigenen Fleischkonsum auf beispielsweise "einen Sonntagsbraten" zu reduzieren. Außerdem wird zu Sparsamkeit in Bezug auf Plastikprodukte, Elektrogeräte und das Autofahren geraten.

Anna-Nicole Heinrich ist ebenfalls der Meinung, dass es darauf ankommt, dass jeder und jede tut, was möglich ist. Sie selbst nutzt das Fahrrad oder öffentliche Verkehrsmittel und achtet auch in anderen Bereichen auf Nachhaltigkeit: " Wir heizen in unserer WG nur so viel wie nötig, nicht so viel wie möglich. Mein Kleiderschrank quillt nicht über, sondern ich kaufe bewusst ein. Bei Lebensmitteln achte ich darauf, dass ich saisonal kaufe und Obst und Gemüse nicht auf langen Transportwegen unterwegs waren. Und: Ich kann Menschen nur ermutigen, sich in ihren kirchlichen Ehrenämtern für den Klimaschutz zu engagieren. Zusammen können wir da richtig viel in Bewegung bringen."