Rund 100 Menschen haben am Freitag nach Angaben der Veranstalter vor der Ausländerbehörde in Viersen gegen die Räumung eines Kirchenasyls und der drohenden Abschiebung eines kurdischen Ehepaares in den Irak protestiert. Laut einer Polizeisprecherin verlief die Protestaktion friedlich und ohne Zwischenfälle. Die Polizei nannte eine niedrigere Teilnehmerzahl. Rednerinnen und Redner kritisierten das Vorgehen der Behörde und forderten den Stopp der Abschiebung des Paares. Zudem wurde ein Brief der von Abschiebung bedrohten Ehefrau verlesen.
Aus Solidarität mit den Betroffenen findet jeden Werktag eine Mahnwache vor der Behörde statt. "Dass ein Kirchenasyl in dieser Weise, ohne jeden Versuch der Kommunikation gebrochen wird, habe ich noch nie erlebt", sagte die Pfarrerin der evangelischen Kirchengemeinde Lobberich-Hinsbeck aus Nettetal, Elke Langer. Normalerweise gebe es von staatlicher Seite die Absprache, "das Kirchenasyl zu respektieren", betonte sie.
Das sei im Falle des kurdischen Ehepaares nicht geschehen. "Es kam zu unschönen Szenen der Angst und Panik, die hätten vermieden werden können, wenn es gewollt gewesen wäre." Die Stadt Viersen hat das Verhalten der Ausländerbehörde gerechtfertigt und den Vorwurf des Rassismus im Vorfeld zurückgewiesen.
Der Fall des aus dem Irak geflüchteten Ehepaares hatte für Aufsehen gesorgt. Während einer unangekündigten Hausdurchsuchung im Gemeindehaus war das Paar am 10. Juli festgenommen worden, nachdem es seit Mai dort im Kirchenasyl gelebt hatte. Da das Paar ursprünglich über Polen in die EU eingereist waren, sollten sie nach dem Dublin-Abkommen dorthin zurückgebracht werden. Der Versuch, das Ehepaar vom Flughafen Düsseldorf nach Polen zu überstellen, musste jedoch abgebrochen worden, weil die Frau einen Zusammenbruch erlitt. Das Paar kam in Abschiebehaft. Die Stadt Viersen ist wegen der Meldeadresse des Paares in dem Fall zuständig.