Mit Erleichterung haben die Kirchen in Sachsen-Anhalt auf das Ergebnis der Landtagswahl reagiert. Er sei „überrascht, erfreut und stolz“ sagte der Bischof des katholischen Bistums Magdeburg, Gerhard Feige, am Montag. Kirchenpräsident Joachim Liebig von der Evangelischen Landeskirche Anhalts erklärte, es habe sich erneut gezeigt, dass die Bürgerinnen und Bürger in Sachsen-Anhalt sehr wohl bereit und in der Lage seien, die politischen Belange des Landes verantwortlich mitzugestalten.
Am Sonntag hatte sich die CDU mit starken Gewinnen (37,1 Prozent, plus 7,3 Prozentpunkte) klar durchgesetzt. Die AfD verfehlte ihr Ergebnis von vor fünf Jahren (20,8 und minus 3,5). Die Linke erreichte 11,0 Prozent (minus 5,3 Prozentpunkte), die SPD 8,4 (minus 2,2), die Grünen 5,9 (plus 0,7) und die FDP 6,4 (plus 1,5). Als wahrscheinlichste Regierungsbündnisse gelten die Fortsetzung der Kenia-Koalition aus CDU, SPD und Grünen oder eine sogenannte Deutschlandkoalition mit den Liberalen anstelle der Grünen.
Kirchen erwarten konstruktive Gespräche
Die Kirchen erwarten nun konstruktive Gespräche zur Regierungsbildung. Er wünsche allen Beteiligten kluge Entscheidungen, um für die großen Aufgaben gerüstet zu sein, sagte der Landesbischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM), Friedrich Kramer. Sein katholischer Magdeburger Amtsbruder Feige erklärte, gegen alle andersartigen Bestrebungen von rechts, links oder auch aus der bürgerlichen Mitte müsse es das erste Anliegen bleiben, die Würde eines jeden Menschen zu schützen und dem Gemeinwohl zu dienen.
Feige bezeichnete das Wahlergebnis als ein ausdrucksstarkes und hoffnungsvolles Signal für die Mündigkeit und das Verantwortungsbewusstsein der Menschen in Sachsen-Anhalt. Ostdeutsche fühlten, dächten und wählten zwar oftmals anders, aber sie seien größtenteils nicht rechtsextremistisch gesinnt oder „für die Demokratie verloren“. Man sollte sie nicht nur auf ihre Sozialisation vor 1990 festlegen, sondern auch ihre Erfahrungen mit den gravierenden Umbrüchen danach ernst nehmen.
Probewahlen für Migrant:innen ohne Stimmrecht
Die Kirchen sicherten der neu zu bildenden Regierung eine gute Zusammenarbeit zu. Kramer erklärte, dazu gehörten gegenseitige Achtung und Toleranz, die Menschenwürde, die Bewahrung der Schöpfung sowie die Solidarität gegenüber den Schwachen. Auch Liebig unterstrich das Interesse an einer weiterhin vertrauensvollen und gedeihlichen Zusammenarbeit - „teilen wir doch in zahlreichen Lebensbereichen gemeinsam getragene Entscheidungen“. Dazu gehören aus seiner Sicht neben den Schulen vor allem das soziale Miteinander und die Rückkehr zu vertrauten Arbeitsformen nach den Erfahrungen mit der Corona-Pandemie.
Bereits am Freitag fand auch eine Online-Probewahl für Menschen statt, die aufgrund ihrer ausländischen Staatsbürgerschaft über kein Wahlrecht verfügten. Das vom Landesnetzwerk Migrantenorganisationen Sachsen-Anhalt organisierte Format ergab bei Grünen, SPD und Linken mit 18, 21 und 19 Prozent Anteilen klar andere Ergebnisse. Die AfD kam mit allen anderen „Sonstigen“ unter den etwa 300 abgegebenen Stimmen nur auf fünf Prozent. Die CDU gewann indes auch nach diesen am Wahlabend veröffentlichten Zahlen deutlich - wiederum mit 37 Prozent.