Hilfswerk: Jährlich noch immer mehr als 220.000 neue Lepra-Fälle

Hilfswerk: Jährlich noch immer mehr als 220.000 neue Lepra-Fälle
Trotz aller Bemühungen hätten sich die Ansteckungszahlen in den letzten fünf Jahren fast nicht verändert, erklärte die Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe (DAHW) in Würzburg zum Welt-Lepra-Tag an diesem Sonntag. An lebenslangen Behinderungen nach einer Infektion mit der schon seit biblischen Zeiten bekannten Krankheit leiden weltweit rund vier Millionen Menschen.

Bei fast einem Zehntel der Neuerkrankungen sind laut DAHW Kinder unter 14 Jahren betroffen. Viele hätten bereits bei der ersten Diagnose deutlich sichtbare Behinderungen. "Eine hohe Zahl von Kindern unter Patienten ist ein Anzeichen, dass die Übertragung der Lepra ungehindert fortschreitet", sagte Geschäftsführer Burkard Kömm. "Und der hohe Anteil von Behinderungen bei der Diagnose lässt auf große Lücken bei der Kontrolle schließen." Gründe dafür seien zu schwache Gesundheitssysteme, aber etwa auch bewaffnete Konflikte.

Die weitaus meisten neuen Patienten wurden in Indien registriert, gefolgt von Brasilien und Indonesien. Rund 95 Prozent der Fälle konzentrieren sich auf insgesamt 16 Länder in Afrika, Asien und Südamerika. In Deutschland wurden seit 2012 sechs Neuerkrankungen bekannt. "Lepra würde aber auch dann in Deutschland als 'eliminiert' gelten, wenn es aktuell 8.000 Patienten geben würde", betonte Kömm. Dieser Status ist so definiert, dass zu einem bestimmten Stichtag weniger als ein Patient pro 10.000 Einwohner in Behandlung ist.



Die offizielle Statistik der Weltgesundheitsorganisation (WHO) weist für 2014, dem bislang letzten Berichtsjahr, 213.899 neue Lepra-Fälle aus. Einige Länder lieferten laut DAHW jedoch falsche oder überhaupt keine Daten. Internationale Lepra-Vereinigungen schätzen die Zahlen auf zwischen 220.000 und 250.000.

Geheilte Lepra-Patienten leiden oft unter Verstümmelungen und anderen Behinderungen. Daran würden sie schnell als ehemalige "Aussätzige" erkannt und häufig gemieden, erklärte Kömm. "Niemand sagt 'ehemaliger Patient', es heißt immer nur 'Leprakranke' - egal, wie lange die Krankheit schon zurückliegen mag." Selbst Angehörige längst geheilter Patienten würden häufig diskriminiert.