Die unterschiedlichen islamistischen Gruppen wie Isis im Irak oder Boko Haram in Nigeria agierten unabhängig voneinander, es gebe keinen "Mastermind", der im Hintergrund die Fäden ziehe.
###mehr-artikel###Ein militärisches Eingreifen westlicher Staaten etwa im Irak, wo die radikalislamische Isis-Miliz mehrere Städte im Norden des Landes unter ihre Kontrolle brachte, lehnt Lüders ab. Auch im Kampf gegen die Taliban in Afghanistan, gegen Islamisten in Libyen oder gegen die somalische Gruppe Al-Shabaab, die auch in Kenia Anschläge verübt, sei ein militärisches Vorgehen nicht erfolgsversprechend. "Es hat ja militärische Interventionen in all diesen Ländern gegeben und nirgendwo kann man sagen: Das hat sich gelohnt", betonte der Nahost-Kenner.
Vielmehr habe das Eingreifen des Westens teilweise das Erstarken der Islamisten befördert. So hätten im Irak der Sturz des früheren Machthabers Saddam Hussein durch die USA und die Verdrängung der sunnitischen Minderheit, zu der auch Hussein gehörte, den Nährboden für die sunnitischen Isis-Kämpfer geschaffen. "Die Amerikaner haben wenig geleistet, um den Wiederaufbau des Iraks voranzutreiben, und das Ergebnis ist dann eine längjährige Widerstands- und Terrorbewegung, deren letzte Ausprägung die Isis ist", kritisierte Lüders.
Anstatt Soldaten zu schicken, müsse der Westen den Akteuren vor Ort helfen, tragfähige staatliche Strukturen aufzubauen, fordert der Islamwissenschaftler. Dies könne aber Jahrzehnte dauern in Ländern, die von lokalen Stammesführern beherrscht würden, die vor allem ihre eigenen Interessen im Blick hätten.