Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt, Rotwein beim Gans-Essen oder Eierlikör beim Familientreffen - die Gelegenheit, an den 24 Tagen des Advents zum Alkohol zu greifen, ist groß. Auch ich habe die vergangenen Jahre gerne zugegriffen, wenn es im Büro hieß: "Wer will einen Glühwein?". Zack war meine Hand oben.
Dieses Jahr soll das anders sein. Seit dem 1. Dezember verzichte ich auf Alkohol. 24 Tage bis Heiligabend will ich alkoholfrei meistern. Der Zeitraum passt gut, schließlich gilt der Advent als die "kleine" Fastenzeit: In meinem Blog liest du, ob und wie lange ich durchhalte. Ich verspreche dir: Während ich unter der Versuchung leide, darfst du dich darüber köstlich amüsieren.
1. Dezember - Ein Rotwein ist noch erlaubt
14 Uhr mittags am ersten Advent: Ich sitze mit meinen Eltern in einem Restaurant mitten im Bad Homburger Wald. Nach einer Vorspeise serviert der Kellner uns allen drei Gänsebraten aus Brust und Keule mit allem, was dazugehört. Maronen, Rotkohl, Knödel, Rosenkohl uuuuund Rotwein. Moment! Den darf ich doch gar nicht trinken, schließlich ist heute doch der erste Tag meiner alkoholfreien Zeit. Jetzt steht das Glas mit dem würzig, fruchtig riechenden Rotwein auf einmal da. Für jeden eins.
Zugegeben: Ja, ich habe dieses Glas getrunken. Wer jetzt aber meint, mein Experiment sei schon gescheitert. Falsch! Der Sonntag ist nach christlicher Tradition schließlich der Tag des Fastenbrechens. Glück gehabt. Ein bisschen kann ich die Regeln damit ja biegen.
4. Dezember - Brauhaus-Bier versus Cola
Auf diesen Abend freue ich mich schon lange: Wir gehen mit der Familie ins Brauhaus und essen gute, deutsche Küche. Ein Highlight diese Woche, wäre da nicht meine selbstverordnete Fastenzeit. Schließlich zählte für mich bisher ein großes, perfekt gezapftes Glas frisch gebrautes Bier zum Must-Have beim Brauhaus-Besuch. Neben meinem Hacksteak mit Röstkartoffeln steht an diesem Abend nun statt des Biers ein Glas mit abgestandener Cola. Wohlgemerkt genauso teuer wie das Bier. Ein schmerzhafter Anblick. Wie gerne hätte ich das Bier probiert.
5. Dezember: Glühweinduft und Weihnachtsmarkt
Heute ist der vermeintlich schwerste Tag der ersten alkoholfreien Adventwoche. Es riecht um micht herum nach gebrannten Mandeln, Reibekuchen und frischer Bratwurst. Wir sind mit einigen Kolleg:innen der Redaktion auf dem Frankfurter Weihnachtsmarkt verabredet. Schon in den vergangenen zwei Jahren haben wir einen der Stände mit Winzer-Glühwein für uns entdeckt. Aber heute ist eben eine Sache anders: Für mich heißt es anstoßen mit pappsüßem Kinderpunsch und heißem Apfelsaft.
Das ist schon tricky - gebe ich zu. Die Kolleg:innen nutzen natürlich jede Gelegenheit, um mich zu fragen, wie denn meine zweite Tasse Kinderpunsch denn so schmecke. Insgeheim weiß ich doch, dass sie mich damit nur necken wollen. Dachte ich zumindest, bis es meinem Chef entfährt: "Christian, du bist ja wie ein Veganer!" Verdutzt überlege ich, wie ich auf diesen manipulativen Spruch reagieren soll. Entschluss: Ich bestelle mir gleich den nächsten pappsüßen Punsch!
7. Dezember: Alkoholfreier Stadionbesuch
"München stöhnt entsetzt: Oh mei, Oktoberfest mit Äppelwoi." So schallt es rund alle zwei Wochen aus den Boxen im Frankfurter Waldstadion. Bloß gilt das, was die Rodgau Monotones da in "Die Hesse komme" besingen, diesmal nicht für mich. Statt frischem Schoppen heißt es heute: Wasser und Orangenlimo beim Spiel der SGE gegen Augsburg. Hier sind die alkoholfreien Getränke immerhin günstiger als Bier oder Apfelwein.
12. Dezember: Punsch @Weihnachtsfeier
Pappssüßen Punsch kenne ich bereits vom Weihnachtsmarkt. Da schmeckt der heute gleich 10 Mal besser. Es ist Weihnachtsfeier des Gemeinschaftswerks der Evangelischen Publizistik, in dem auch indeon beheimatet ist. Hier fällt mir das Punsch-Trinken überhaupt nicht schwer. Es gibt Waffeln, Reibekuchen, Crepes und Bratwurst. Das ist eine gute Ablenkung.
Abgelenkt werden wohl auch die Kolleg:innen, als zwei engelsgleiche Stimmen über den dunklen Hof schallen. Meine Kollegin Lotte und ich singen Weihnachts-Karaoke. Ich glaube, selbst die ein oder andere Tasse Glühwein hätte meine Performance von Band Aids "Do they know it's Christmas" lediglich verschlimmbessert. Kollegin Lotte hingegen astrein. Props an sie.
14. Dezember: Nachts um eins in Mainz
Was mache ich als 20-Jähriger an einem Samstagabend? Richtig: Ausgehen! Heute soll's nach Mainz gehen. Es wird immer später, bis ich mit Freunden nach Mainz losfahre. Mittlerweile ist es kurz vor Mitternacht Wir stehen vor einer mexikanischen Bar in der Nähe des Mainzer Doms. Weil die Stadt schon fast leer ist, wird mir eins bewusst: Menschen werden durch Alkohol immer lauter. Wie das bloß für diejenigen sein muss, die um die Bar herum wohnen. Unerträglich! Umso erträglicher dafür der XXL Virgin Colada. Auch wieder deutlich günstiger als die alkoholische Variante.
18. Dezember: Die letzten Arbeitstage vor Weihnachten
Es kehrt Ruhe ein im Büro - nach und nach. Die letzten Infos sind verschickt, die Postings für die Weihnachtstage abgesprochen und die ToDo-Liste leert sich immer mehr. In den vergangenen zwei Jahren gab's zu diesem Zeitpunkt kurz vor Feierabend immer ein Glas Glühwein aus unserem hauseiegenen Glühwein-Kocher. (Danke an Aaron fürs Spenden).
Während ich zu Beginn des Advents liebend gerne ein Glas mitgetrunken hätte, gehe ich, knapp 20 Tage später, zum Wasserspender, ziehe mir ein Glas und setze mich zu den Kolleg:innen. Auch deren anfänglichen, missmutigen Kommentare in meine Richtung fallen nun nicht mehr.
Fazit: Das war ein günstiger Advent
24 Tage ohne Alkohol im Advent sind fast rum! Mein zusammenfassendes Fazit: Das war ein günstiger Advent. Sowohl für meinen Geldbeutel, als aber auch für meinen Körper. Für 2025 stelle ich mir selbst die Regel auf: Alkohol gibt's ab dann an nur noch maximal zwei Abenden in der Woche.
evangelisch.de dankt Indeon für die inhaltliche Kooperation.