Berlin (epd). Der Bundesverband pflegender Angehöriger „wir pflegen!“ verlangt von der noch amtierenden und der künftigen Bundesregierung entschiedene Unterstützung. In den vergangenen drei Jahren sei die Situation in der häuslichen Pflege noch schwieriger geworden, erklärte Edeltraut Hütte-Schmitz vom Vorstand des Selbsthilfe-Verbands.
Die SOS-Rufe von pflegenden Angehörigen nähmen zu. „Die Hütte brennt!“, sagte Hütte-Schmitz. Die Belastungsgrenze sei erreicht.
Hütte-Schmitz nannte als zentrale Probleme die Preissteigerungen für die Pflege und ein völlig unzureichendes Entlastungsangebot. Die Erhöhung der ambulanten Pflegeleistungen um 5 Prozent sei von Kostensteigerungen von bis zu 42 Prozent längst überholt worden, sagte Hütte-Schmitz. Tagespflegeplätze seien kaum zu bekommen, der Versorgungsgrad liege bei 2,3 Prozent. Damit verfielen Leistungen aus der Pflegeversicherung, die den Menschen zustehen, „weil es kein Angebot gibt“, kritisierte Hütte-Schmitz.
Viele Angehörige hätten keine Entlastung, sie drohten auszubrennen. Ambulante Pflegedienste seien nur schwer zu finden. Es komme vor, dass Pflegedienste Schwerstpflegebedürftigen die Verträge kündigen. Die Altenpflege hänge aber maßgeblich von der ambulanten Pflege ab.
Mehr als vier Fünftel der pflegebedürftigen Menschen in Deutschland werden von rund sieben Millionen Angehörigen versorgt. „wir pflegen!“ fordert von der Politik mehr Entlastungen. Pflege gehöre zur Daseinsfürsorge und müsse eine Pflichtaufgabe der Kommunen werden. Der Verband fordert die Vereinfachung der Inanspruchnahme von Leistungen und langfristig eine Pflege-Vollversicherung. Immer mehr Familien und Pflegebedürftige in Heimen seien mit den hohen Eigenanteilen bereits heute finanziell überfordert.