Wer schon mal auf einem Friedhof in Italien war, bemerkt sofort den Unterschied: Hier gibt es fast nur Tumuli statt Erdgräber. Aber auch die Trauerfeiern sind unterschiedlich. Obwohl in beiden europäischen Ländern vorwiegend Christen leben, gibt es doch einige Kontraste. Das fängt bei der Messe an, geht über die Trauerfeier und Grabbeilegung und endet in der Gestaltung der Friedhöfe. Keine Unterschiede gibt es bei der Trauer an sich und auch der Ablauf nach dem Tod ist gleich.
Stirbt ein Verwandter zu Hause, wird der Hausarzt gerufen, der die ärztliche Leichenschau durchführt, indem er den Verstorbenen untersucht, um den Todeszeitpunkt und die Todesursache festzustellen. Anschließend stellt er die für alle weiteren Schritte notwendigen Dokumente wie Leichenschauschein und Todesbescheinigung oder auch Totenschein aus. Stirbt ein Verwandter im Krankenhaus, übernimmt dieses die Rolle des Hausarztes.
Nach ihrem Volontariat in der Pressestelle der Aktion Mensch arbeitete Alexandra Barone als freie Redakteurin für Radio- und Print-Medien und als Kreativautorin für die Unternehmensberatung Deloitte. Aus Rom berichtete sie als Auslandskorrespondentin für Associated Press und für verschiedene deutsche Radiosender. Seit Januar 2024 ist sie als Redakteurin vom Dienst für evangelisch.de tätig.
In beiden Fällen können die Verbliebenen entscheiden, ob sie selbst die verstorbenen Verwandten herrichten und zu Hause aufbahren oder es vorziehen, sofort das Bestattungsinstitut zu kontaktieren, damit diese das Herrichten übernehmen. In Deutschland habe ich die Erfahrung gemacht, dass meist das Bestattungsinstitut sofort angerufen wird, diese sich um alles kümmern und auf Wunsch eine Aufbahrung in der Friedhofskapelle anbieten.
In Italien ist es, vor allem im Süden, üblich, dass die Verbliebenen ihre Toten selbst waschen, ankleiden und zu Hause aufbahren. Während dieser Zeit wird die Totenwache gehalten, oft wechselt man sich ab. Vor nicht einmal 40 Jahren gab es auch sogenannte Klageweiber, die bestellt und für ihre Arbeit bezahlt wurden. In der Regel kommen Verwandte, Freunde, Bekannte – oft die gesamte Gemeinde - vorbei, brachten Essen. In den ländlichen Gegenden Italiens verabschiedet sich das ganze Dorf von den Verstorbenen.
So werden beispielsweise die Traueranzeigen mitten im Dorf oder im Stadtviertel an den einschlägigen Plakatwänden aufgehängt. Doch dabei bleibt es nicht. In Süditalien wird die Traueranzeige auch oft im Haus, wo die Verstorbenen gelebt haben, aufgehängt, sodass die ganze Nachbarschaft an der Totenmesse teilnehmen kann. In Deutschland erscheinen diese nur in Zeitungen, am Friedhof oder als private Post an ausgesuchte Verwandte und Freunde geschickt werden, häufig mit der Bemerkung, dass die Beisetzung in kleinem Kreis stattfindet. Ein Wunsch, der in Italien undenkbar wäre.
Ein weiterer Unterschied ist die Trauerfeier beziehungsweise Grabbeilegung. In Italien werden die Verstorbenen nach der Aufbahrung in einer Art von Prozession zur Messe und dann auf den Friedhof gebracht. Während bei der Messe oft das ganze Dorf, Viertel oder die Gemeinde beiwohnt, sind bei der Grabbeilegung nur die engsten Verwandten zugegen. Und hier kommen wir zu dem wohl größten Unterschied: die Friedhöfe.
Die Friedhöfe in Italien bestehen aus aufwendigen Strukturen – oft ähneln sie einer Stadt in der Stadt. Es gibt sogenannten Schiebegräber, wie es sie wohl schon zu Römerzeiten bzw. bei den Etruskern gab, oder aber Familiengruften, die kleinen Häusern gleichen. Die Schiebegräber befinden sich neben- und übereinander in einer Wand, die Toten werden hineingeschoben und die Gräber mit einer vertikalen Grabplatte fest verschlossen. Auf diesen Grabplatten findet man dann neben den Namen und Daten der Toten oft auch Fotos von ihnen.
Die Toten werden nicht, wie in Deutschland zumeist üblich, in der Erde begraben. Und auch ein "Leichenschmaus" nach der Trauerfeier gibt es in Italien in der Regel nicht. Aber es gibt eine andere Tradition, die tief in der römischen Kultur verwurzelt ist: Um Allerseelen herum werden die "Biscotti di ognissanti" (dt. Allerheiligen-Kekse) - im Volksmund auch "Fave dei Morti" (dt. "Saubohnen der Toten") - gegessen. Das sind süße, mürbe Mandelkekse. Früher wurden wohl dicke Bohnen (Saubohnen) der Trauergemeinde als Leichenschmaus nach der Beerdigung gereicht. Diese süßen Kekse sollen daran erinnern.