Kirchenvertreter gedenken der Hamas-Geiseln

Stühle und Bilder als Symbol für die israelischen Geiseln der Hamas
Sebastian Christoph Gollnow/dpa
Stühle und Bilder von israelischen Geiseln stehen während der Installation «Platz der Hamas-Geiseln» des Bündnis Freiheit für die Hamas-Geiseln auf dem Bebelplatz in Berlin.
Trauma des 7. Oktober
Kirchenvertreter gedenken der Hamas-Geiseln
Kirchliche Organisationen erinnern am Jahrestag des 7. Oktober an die israelischen Hamas-Geiseln und fordern zum Kampf gegen Judenhass auf. Das Trauma sei bei Juden und Jüdinnen überall auf der Welt gegenwärtig.

"Unsere Gedanken gehen zuerst zu den Todesopfern des grausamen Überfalls. Wir denken an die Hinterbliebenen, an die noch immer gequälten Geiseln und an die Angehörigen",  sagt die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp. Seit dem Ende der Schoah seien bei keinem singulären Ereignis so viele Jüdinnen und Juden verschleppt und ermordet worden, fügt sie hinzu.

Die amtierende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Kirsten Fehrs, und der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, erklären gemeinsam, dieser Terrorakt sei ein beispielloser Angriff auf Israels Bevölkerung und die Sicherheit des Landes gewesen, in dessen Folge Israel sein Recht auf Selbstverteidigung geltend gemacht habe.

Zugleich weisen Bätzing und Fehrs darauf hin, dass die militärische Reaktion Israels und die folgenden Kämpfe im Gaza-Streifen Zehntausenden palästinensischen Zivilisten den Tod gebracht hätten. "Auch aufseiten der Palästinenser ist das menschliche Elend erschütternd." EKD und Bischofskonferenz warnten vor einer weiteren Eskalation des Nahostkonflikts. Mit dem massiven Raketenbeschuss aus dem Iran auf Israel am vergangenen Dienstag habe der Konflikt eine neue Stufe erreicht.

Stetter-Karp unterstreicht, der Terror der Hamas bedrohe die Stabilität in der Region fortwährend. Die Hamas sei nicht nur für den terroristischen Überfall am 7. Oktober verantwortlich, sondern halte die palästinensische Bevölkerung "in kollektiver Geiselhaft ihrer unversöhnlichen Positionen gegenüber Israel". "Täglich sterben Menschen, die diese Auseinandersetzung weder befeuern wollen noch lösen können. Sie möchten in Frieden leben", sagt sie.

Die Diakonie Katastrophenhilfe fordert konkrete diplomatische Fortschritte für die Menschen in Israel und in den palästinensischen Gebieten. Unzählige Menschen in Israel und Gaza litten unter den traumatischen Erlebnissen und dem Verlust von Angehörigen. Im Gaza-Streifen seien weiterhin zwei Millionen Menschen ohne ausreichende Nahrung, sichere Unterkunft und funktionierende Gesundheitsversorgung, mahnt der Leiter der Diakonie Katastrophenhilfe, Martin Keßler. "Ein weiteres Jahr des Kriegs kann niemandem zugemutet werden."

Auch das katholische Hilfswerk Misereor fordert mehr politischen Einsatz für ein Ende der bewaffneten Auseinandersetzungen. Die Leiterin der Abteilung Afrika und Naher Osten bei Misereor, Dorothee Klüppel, sagt, es müssten politische Lösungen gefunden werden, die den Forderungen nach Gerechtigkeit, Würde und Sicherheit aller in der Region entsprächen.

Bei dem Terrorangriff vom 7. Oktober 2023 ermordeten Terroristen mehr als 1.200 Menschen in Israel, mehr als 240 wurden in den Gaza-Streifen verschleppt. Etwa 100 Geiseln befinden sich noch immer in den Händen der Hamas, rund ein Drittel gilt als tot. Das Massaker löste den Gaza-Krieg zwischen Israel und der Hamas aus. Der Gaza-Streifen ist seitdem weitgehend abgeriegelt. Die 2,2 Millionen Palästinenserinnen und Palästinenser können den Gaza-Streifen nicht verlassen. Zehntausende Menschen wurden nach Angaben der dortigen Gesundheitsbehörde seither getötet.