Kirsten Fehrs: Setzen uns gegen Antisemitismus ein

Kirsten Fehrs
epd-bild/Peter Jülich
Zum heute beginnenden jüdischen Neujahrsfest gratuliert die amtierende Ratsvorsitzende der EKD und Bischöfin vom Sprengel Hamburg und Lübeck, Kirsten Fehrs.
Zum jüdischen Neujahrsfest
Kirsten Fehrs: Setzen uns gegen Antisemitismus ein
Die amtierende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Kirsten Fehrs, hat zum jüdischen Neujahrsfest ihre Solidarität mit Jüdinnen und Juden in Deutschland ausgedrückt. Auch aus den Landeskirchen kamen Wünsche und Solidaritätsbekundungen.

Der nahende Jahrestag des grausamen Überfalls der Hamas auf Israel und der seither aufkeimende Antisemitismus in Deutschland führe unter Jüdinnen und Juden zu existenzieller Verunsicherung bis hin zu purer Angst, erklärte Fehrs in einem Schreiben an den Präsidenten des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, das die Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) am Mittwoch veröffentlichte.

Jüdische Menschen begännen das neue Jahr in großer Sorge und Trauer, schrieb die Hamburger Bischöfin und versicherte: "Entschieden und mit vereinten Kräften setzen wir uns gegen alle Formen des Antisemitismus und für ein sicheres und freies jüdisches Leben in Deutschland ein."

Die Landesbischöfin der evangelischen Nordkirche, Kristina Kühnbaum-Schmidt, hat den jüdischen Gemeinden zum Neujahrsfest Rosch Haschana gratuliert und dabei zu einem klaren Bekenntnis gegen Antisemitismus aufgerufen. In einem von der evangelischen Nordkirche in Auszügen vorab veröffentlichten Brief zu dem am Mittwochabend beginnenden Neujahrsfest drückte Kühnbaum-Schmidt ihre Solidarität angesichts der Herausforderungen aus, denen die jüdische Gemeinschaft aktuell in Deutschland begegne.

Grüße aus den Landeskirchen

Sie unterstrich zudem die Bedeutung des jüdischen Lebens in Norddeutschland. Sie äußerte ihre Hoffnung, dass die guten nachbarschaftlichen Beziehungen zwischen christlichen und jüdischen Gemeinden auch in schwierigen Zeiten Bestand haben. "Möge nach Dunkelheit wieder Hoffnung kommen!", schrieb Kühnbaum-Schmidt.

Auch die evangelische und katholische Kirche in Nordrhein-Westfalen wendet sich mit einem ökumenischen Segenswunsch an Jüdinnen und Juden im Land. Zum jüdischen Neujahrsfest Rosch HaSchana wünschen die Vertreter der fünf katholischen Bistümer und der drei evangelischen Landeskirchen "ein segensreiches neues Jahr 5785", wie es in einem gemeinsam am Mittwoch veröffentlichten Grußwort heißt.

In Gedenken an den 7. Oktober 2023

Die Kirchen betonen ihre Solidarität mit den Jüdinnen und Juden im Land Nordrhein-Westfalen sowie mit Israel. Sie verweisen auf den Überfall der palästinensischen Terrororganisation Hamas am 7. Oktober 2023 auf Israel. Auch in Deutschland hätten viele Jüdinnen und Juden Angst und erlebten Hass und Ablehnung. "Als evangelische Landeskirchen und katholische Bistümer in NRW trauern wir mit Ihnen. Wir lehnen jede Form von Antisemitismus ab und stellen uns ihm entgegen." Die christlichen Kirchen träten "klar und eindeutig für die Existenz und Sicherheit des Staates Israel ein", hieß es.

Angesichts des in Deutschland grassierenden Antisemitismus und im Blick auf Krieg und Terror im Nahen Osten sicherte auch der hannoversche Landesbischof Ralf Meister den Jüdinnen und Juden die Solidarität der evangelischen Kirche zu. "Die Kirche steht in großer Solidarität zu den jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern und zum Staat Israel", schreibt Meister in einem Brief an die Synagogen-Gemeinden auf dem Gebiet seiner Landeskirche zum jüdischen Neujahrsfest.

 

Die Kirchenvertreter verweisen auf die zahlreichen biblischen Erzählungen mit Hoffnungszeichen Gottes an die Menschen. "Wir wünschen Ihnen zum diesjährigen Neujahrsfest Vertrauen in die alten Verheißungen und Zuversicht in die Treue des Höchsten." Unterzeichner des ökumenischen Grußworts sind der lippische Landessuperintendent Dietmar Arends, der Paderborner Erzbischof Udo Markus Bentz, der Aachener Bischof Helmut Dieser, der Münsteraner Bischof Felix Genn, der rheinische Präses Thorsten Latzel, Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck, der theologische Vizepräsident Ulf Schlüter von der westfälischen Kirche und der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki.

Das jüdische Neujahrsfest endet am Freitag. In ihren Gemeinden weltweit feiern Juden Anfang Oktober das Neujahrsfest Rosch Haschana ("Haupt des Jahres"). Typisch für das Fest ist das Blasen des Widderhorns, des Schofars, mit dem zu Gebet und Buße aufgerufen wird. Das Neujahrsfest erinnert Juden an den Bund zwischen Gott und dem Volk Israel.