"Wir werden jetzt erleben, dass Donald Trump die Rolle eines leidenden Messias annimmt und die US-Bürger auffordern wird, sich hinter ihm zu versammeln", sagte Blume dem Evangelischen Pressedienst (epd). Wer das nicht tue, wer jetzt noch weiterhin nicht für ihn sei, der zeige nach Trumps Lesart damit, dass er "ein Feind Amerikas" sei.
In der Geschichte gebe es immer wieder Politiker, die sich als politischer Messias anbieten, sagt der Politik- und Religionswissenschaftler Michael Blume. Es gebe einen "freundlichen Messianismus" etwa in der Figur des früheren US-Präsidenten Barack Obama. Aber es könne auch feindselig und dualistisch sein wie bei Donald Trump.
Trump stelle sich grundsätzlich als Opfer dar, er arbeite mit Emotionen, mit Mythen und Medien. Seinen Anhängern vermittle er, dass politische Gegner Feinde seien, und er unterteile die politische Landschaft in "Gut und Böse". Er nehme für sich in Anspruch, "die Guten" hinter sich zu versammeln, und verspreche, "das Böse", also den politischen Gegner, zu zerschlagen.
Nach dem Anschlag auf ihn seien viele seiner Anhänger erst recht überzeugt, dass er "der Erretter" sei. "Viele denken: Gott hat ihn geschützt, er wird die Feinde vernichten und Amerika wieder groß machen", sagte Blume. An diesem Punkt befänden sich Demokraten vor einem Dilemma: "Demokratinnen und Demokraten überall auf der Welt lehnen Gewalt immer ab, werden aber selbst zum Feind erklärt und können sich dagegen nicht mit denselben Mitteln zur Wehr setzen", sagt Blume.
Deswegen bestünde die einzige Chance darin, dass US-Präsident Joe Biden von einer zweiten Amtszeit Abstand nähme und die US-Demokraten eine jüngere Person an die Spitze ihrer Präsidentschaftskampagne stellten, etwa Vizepräsidentin Kamala Harris. Nur so ließe sich deutlich machen, es gehe nicht um einen Kampf "Gut gegen Böse", sondern diese Auseinandersetzungen gehörten der Vergangenheit an. "Ich glaube, Trump ist jetzt in einer Situation, in der ihn Joe Biden im Wahlkampf nicht mehr schlagen kann."