Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) erklärte, Einsamkeit sei ein unterschätztes Phänomen. "Einsamkeit, auch die der Jugend, müssen wir ernst nehmen und handeln", sagte sie den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Montag).
Die Ministerin will mit einer Aktionswoche von Montag an für das Thema Einsamkeit sensibilisieren. Nach Angaben des Ministeriums können sich bundesweit Projekte und Initiativen beteiligen, die Gemeinschaft fördern. Nach Ansicht von Paus kann Einsamkeit langfristig auch der Demokratie schaden. "Wer Vertrauen in die Gesellschaft verliert, verliert auch Vertrauen in die Demokratie, politische Teilhabe nimmt ab, genauso wie die Bereitschaft wählen zu gehen", sagte sie den Funke-Zeitungen.
Der am Montag veröffentlichten Umfrage zufolge fühlt sich jeder Zehnte (11 Prozent) stark einsam. Je nach Geschlecht und Altersgruppe schwanken demnach die Werte zwischen 33 Prozent und 51 Prozent. So seien junge Frauen häufiger von Einsamkeit betroffen als junge Männer. Am stärksten sei die Einsamkeit zwischen 19 bis 22 Jahren, hieß es.
Die Meinungsforschungsinstitute Verian (früher Kantar Public) und ISG Research Advisors haben die Onlinebefragung vom 13. bis 29. März im Auftrag der Bertelsmann Stiftung realisiert. Ausgewertet wurden demnach Angaben von 2.532 jungen Menschen im Alter von 16 bis 30 Jahren, die in Deutschland leben.
Faktoren, die zu Einsamkeit beitragen können, sind den Angaben zufolge Arbeitslosigkeit, ein niedriger Schulabschluss oder ein Migrationshintergrund. Ebenso seien junge Menschen häufiger von Einsamkeit betroffen, wenn sie geschieden oder verwitwet sind sowie in mittelgroßen Städten leben. Untersucht wurde auch die Lebenszufriedenheit. Demnach sind junge Menschen in Deutschland mit ihrem Leben mäßig zufrieden. Der Wert lag bei 6,75 auf einer Skala von 0 (überhaupt nicht zufrieden) bis 10 (völlig zufrieden).
Schon in der Corona-Pandemie seien junge Menschen stark durch Einsamkeit belastet gewesen, erklärte Anja Langness, Expertin bei der Stiftung für Jugend und Gesundheit. Der Anteil derjenigen, die sich sozial und emotional einsam fühlen, sei 2024 zwar etwas gesunken. Ein Grund zur Entwarnung ist dies der Stiftung zufolge jedoch nicht, da Einsamkeit bei jungen Erwachsenen insgesamt immer noch stark verbreitet ist und weiterhin über den Vor-Pandemie Werten liegt. Es zeige sich, dass Einsamkeit längst nicht mehr ein Phänomen sei, das ausschließlich ältere Menschen betrifft, betonte Langness, die von einer "neuen Risikogruppe" sprach und gezielte Maßnahmen forderte.