Zweifel an geplantem Organspenderegister

Plastik Herz wird von Hand zu Hand gereicht
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Organspenden können Leben retten.
Organspende-Experte
Zweifel an geplantem Organspenderegister
Der Medizinische Vorstand der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO), Axel Rahmel, begrüßt die Idee des geplanten Organspenderegisters im Internet. Zugleich erwartet er dadurch aber keinen sofortigen Anstieg der Organspendezahlen in Deutschland.

"Bislang gibt es in keinem Land, in dem so ein Register eingeführt ist, einen Beleg dafür, dass das einen akuten oder Langzeiteffekt auf die Zahl der Organspenden hat", sagte der Kardiologe. Dennoch sei das neue System "ein großer Zugewinn", denn in dem Register seien die Auskünfte schnell abrufbar und sicher gespeichert.

Erfahrungsgemäß registrieren sich laut Rahmel jedoch zu wenige Personen in einer solchen Datenbank. Zudem vermutet er, dass sich vor allem erst einmal diejenigen erfassen lassen, die sich schon jetzt etwa durch einen Organspendeausweis eindeutig zu einer Organspende geäußert haben.

Das Bundesgesundheitsministerium hatte im Februar angekündigt, dass es ab 18. März möglich sei, online zu hinterlegen, ob man nach dem Tod bereit ist, Organe oder Gewebe zu spenden. Das Register ist Teil des "Gesetzes zur Stärkung der Entscheidungsbereitschaft bei der Organspende", das der Bundestag 2020 beschlossen hatte.

Axel Rahmel von der Deutschen Stiftung Organtransplantation

Rahmel zufolge kann das Prozedere der Registernutzung eine Hürde darstellen: Für die Erklärung ist anfangs ein Ausweisdokument mit der sogenannten eID-Funktion (elektronische Identität) notwendig. Dafür werde eine PIN und eine spezielle App benötigt. "Diese Dinge machen das Verfahren nicht unbedingt einfach", sagte Rahmel. Deshalb sei es umso wichtiger, über das Verfahren aufzuklären und die Menschen zu motivieren, sich in das neue Onlinesystem einzutragen.

In Deutschland kursieren laut Rahmel zur Organspende immer noch viele Vorurteile. Die Einführung des Registers könne jetzt dazu beitragen, dass sich die Bürgerinnen und Bürger intensiver mit der Frage der Organspende auseinandersetzten und die Chance nutzten, ihren Willen zu dokumentieren. Die Zahl der Spenderorgane ist dem Mediziner zufolge angesichts der rund 8.500 schwer kranken Patientinnen und Patienten auf den Wartelisten deutlich zu niedrig.

Nach Zahlen der DSO haben im vergangenen Jahr 965 Menschen nach ihrem Tod ein oder mehrere Organe gespendet. Insgesamt seien 2.877 Organe transplantiert worden. Die Zahl stieg zwar im Vergleich zu 2022, im internationalen Vergleich liegt Deutschland aber weit zurück.