Vizepräsident lobt "The Zone of Interest"

epd, Leonine
Szenenbild aus dem Kinofilm "The Zone of interest".
Auschwitz-Komitee
Vizepräsident lobt "The Zone of Interest"
Als einen in der gegenwärtigen politischen Landschaft "unendlich wichtigen Film" hat der Geschäftsführende Vizepräsident des Internationalen Auschwitz Komitees, Christoph Heubner, "The Zone of Interest" über den Auschwitz-Kommandanten Rudolf Höß und seine Familie bezeichnet. Hauptdarstellerin Sandra Hüller sieht in dieser Darstellung eine Warnung für die Gegenwart.

Wenige Tage vor dem Kino-Start in Deutschland am 29. Februar sagte Heubner dem Evangelischen Pressedienst (epd), der Film zeige schonungslos, in welche Abgründe die Ideologie des Faschismus führe, "die zurzeit vielen wieder attraktiv erscheint zur Lösung ihrer Probleme". Hauptdarstellerin Sandra Hüller hat den Film "The Zone of Interest" als "eine Warnung an alle" bezeichnet. Die am Donnerstag in den deutschen Kinos anlaufende Produktion über den Auschwitz-Kommandanten Rudolf Höß und dessen Familie sei "kein historischer Film, sondern einer über die Gegenwart, in dem wir uns sehen können", sagte Hüller der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung".

Faschismus sei nichts, "was plötzlich auftaucht oder nur bestimmte Leute haben wie eine Krankheit". "Der Impuls, die Welt zu vereinfachen, einzuteilen in 'wertig' und 'unwert', sich zu erhöhen, ist in uns Menschen drin. Dem muss man sich aktiv entgegenstellen, das bedeutet tägliche Aufmerksamkeit. Und Arbeit", sagte die 45-Jährige, die am Freitag mit dem französischen Filmpreis "César" ausgezeichnet wurde und zudem für ihre schauspielerische Leistung im Drama "Anatomie eines Falls" für einen Oscar nominiert ist.

"The Zone of Interest" des britischen Regisseurs Jonathan Glazer handelt von dem scheinbar normalen Privat- und Familienleben von Rudolf und Hedwig Höß, dargestellt von Christian Friedel und Sandra Hüller, das sich unmittelbar angrenzend an das Konzentrations- und Vernichtungslager abspielt und die Taten, die Höß dort befiehlt, vollkommen ausblendet. "Der Film wird es den Deutschen nicht leicht machen, denn sie müssen sich damit konfrontieren, wie viele Menschen als Teil der Ideologie funktioniert haben und ihre Taten und die Erinnerungen daran danach abgeschüttelt haben wie ein Hund das Wasser im Fell", sagte Heubner.

In Auschwitz wurden zwischen 1940 und Januar 1945 etwa eineinhalb Millionen Menschen, die meisten Jüdinnen und Juden, im Gas getötet, zu medizinischen Versuchen missbraucht oder in Zwangsarbeit gefoltert. Die Taten sind im Oscar-nominierten Film nur über Geräusche präsent. "Es wird eine bürgerlich-entsetzliche Idylle gezeigt", sagte Heubner. Sie führe vor, wie leicht Menschen in "falsch verstandener Vaterlandsliebe" ihre eigenen Verbrechen ausblenden könnten.