Die Sonne steht tief und scheint durch die Bäume. Vögel zwitschern im Hintergrund und Heinrich Bedford-Strohm filmt sich, wie er vor dieser idyllischen Kulisse im südafrikanischen Stellenbosch zu seinen Followern spricht. Seit Jahresbeginn betreibt der ehemalige Landesbischof einen YouTube-Kanal. Dort postet er wöchentliche Videos mit einer geistlichen Botschaft.
evangelisch.de: Herr Bedford-Strohm, wieso haben Sie den Youtube-Kanal gegründet?
Heinrich Bedford-Strohm: Seit dem ersten Corona-Lockdown im März 2020 stelle ich regelmäßig meine zweiminütigen Morgenvideos auf meiner Facebookseite ins Internet, die ersten 100 Tage jeden Morgen, dann dreimal die Woche und nach dem Ende meiner Amtszeit als Landesbischof seit November immer Montag morgen als Wochenvideo. Ich gehe dann immer mit meinem Ansteckmikro und meinem Selfiestick morgens raus und suche mir einen schönen Platz, wenn möglich, in der Natur. In der Zeit meines EKD-Ratsvorsitzes wurden die Morgenvideos auch auf den EKD-Kanälen und bis zum Ende meiner Zeit als Landesbischof auf den Facebook- und YouTube-Kanälen der Bayerischen Landeskirche verbreitet. Seit dem Ende meiner Amtszeit erreiche ich meine 21000 Follower über Facebook und über meinen dafür neu errichteten YouTube-Kanal, der sich allmählich auch mit Abonnenten füllt. Auf diese Art erreiche ich auch über meine aktive Zeit als Landesbischof hinaus Menschen mit meinen Gedanken zum Wochenspruch oder anderen Bibelversen.
Wen möchten Sie damit erreichen?
Bedford-Strohm: Ich habe die Videos angefangen, um Menschen in der Zeit der Pandemie jeden Tag ein stärkendes Wort mit auf den Weg zu geben. Viele Rückmeldungen haben mich dazu ermutigt, das auch nach der Pandemie weiterzuführen. Nachdem ich vielfach gefragt worden bin, ob es auch nach der Bischofszeit weitergeht, habe ich mich entschlossen, das jetzige Wochenvideo zu machen.
"Viele Rückmeldungen haben mich dazu ermutigt, das auch nach der Pandemie weiterzuführen"
Wieso sind die Botschaften auf Englisch aufgenommen?
Bedford-Strohm: Alle Videos nehme ich zuerst auf Deutsch auf. Die englische Version ist ergänzend dazugekommen, weil ich in meiner jetzigen Funktion als Vorsitzender des Weltkirchenrats natürlich viel zu tun habe mit Menschen aus allen Teilen der Welt, die nicht deutsch sprechen. Für sie habe ich vor einigen Monaten begonnen, auch eine englische Version zu produzieren. Ich bin ja viel international unterwegs – daher kommen die Videos jetzt auch immer wieder aus anderen Teilen der Welt - wo ich eben gerade bin.
Wie ist die Resonanz auf die Videos?
Bedford-Strohm: Immer wieder bin ich überrascht, wer das alles schaut. Da spricht mich eine Mutter im Geschäft in München an, die das Video regelmäßig sieht und dann erzählt, dass die Kinder immer zuerst neugierig sind, wo im Englischen Garten ich gerade stehe. Oder eine Dame im schwedischen Skara spricht mich nach dem Gottesdienst, den ich dort gehalten habe, an und erzählt, dass sie es immer an ihre Freundinnen weiterleitet. Oder ich begegne jemandem am Kirchenausgang, den ich von den Kommentierungen auf Facebook kenne. Das ist dann immer sehr nett und ich freue mich über eine herzliche Begegnung. Aber natürlich wird auch auf Facebook viel kommentiert. Und manchmal habe ich auch Zeit, auf die Kommentierungen zu antworten.