Einsamkeit ist ein Thema, das Menschen rund ums Jahr betrifft. An den Feiertagen schauen wir aber noch mal genauer hin. Der Sozialpädagoge Georg Pilhofer sieht Einsamkeit rund um Weihnachten als besonderes Problem. In einem Gespräch mit dem epd sagt er: "Viele alte und auch junge Menschen fühlen sich gerade an Weihnachten alleingelassen. Bei Seniorinnen und Senioren kommen Erinnerungen aus der Vergangenheit hoch und sie leiden darunter, dass sie allein sind."
Älteren Menschen werde bewusst, dass Menschen, die sie von Kindheit auf kannten, Eltern und Geschwister, nicht mehr da sind. Und junge Menschen fänden sich aufgrund der Digitalisierung in der realen Welt nicht mehr zurecht, weil sie häufig nur gelernt hätten, über das Internet zu kommunizieren, so Pilhofer. Beide Altersgruppen fielen an den Feiertagen in ein tiefes Loch.
In einem Interview mit dem Deutschlandfunk hat Familienministerin Lisa Paus betont, dass die Vereinsamung sogar Demokratie-feindliche Kräfte mit sich bringen kann. Gegen das Alleinsein anzugehen, muss also auch eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe sein. Was Betroffene tun können, dazu hat der Sozialpädagoge Pilhofer einen eindeutigen Tipp: "Auf keinen Fall allein bleiben!", sagt er.
Kirchen und Organisationen der Wohlfahrtspflege bieten an Weihnachten Gemeinschaftsfeste mit Bescherungen, Essen und Trinken an. Jugendverbände wie der CVJM in Amberg zum Beispiel laden einsame Menschen aller Altersgruppen an Heiligabend zu Bescherung und Unterhaltung ein.
Plattform vernetzt Einsame über Social Media
Auch die Aktion #keinerbleibtallein bringt Menschen, die an Feiertagen einsam sind, zusammen. Wer sich allein fühlt, schreibt den Organisator:innen eine Nachricht mit Angabe der Heimatstadt per Facebook oder Instagram und wird dann mit anderen vernetzt.
Die Aktion entstand an Weihnachten 2016 aus einem Tweet und einem Hashtag heraus mit dem Ziel, Menschen die einsam sind, miteinander zu verbinden. Das gelang so gut, dass 2017 Christian Fein, Initiator des Projektes #keinerbleibtallein, versuchte, Menschen direkt miteinander zu verbinden. Mit simpelsten Mitteln: einer Nachricht an seinen Twitteraccount.
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Im Jahr 2019 waren es über 63.000 Teilnahmen und mehr als 80.000 Nachrichtenkonversationen aus ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz. Insgesamt 3500 Menschen, die Weihnachten oder Silvester alleine gewesen wären, haben durch das Projekt Gesellschaft oder sogar Freunde gefunden.
Denjenigen, die nicht unter Leute gehen möchten oder ihr Zuhause wegen der Witterungsverhältnisse nicht verlassen wollen, rät der Sozialpädagoge Pilhofer, viel zu telefonieren, auch aktiv andere anzurufen. "Wer niemanden hat, sollte sich an die Telefonseelsorge wenden, um mit jemandem über die Feiertage gesprochen zu haben."
Weitere Tipps gegen Einsamkeit an Weihnachten hat die Evangelische Kirche im Rheinland gesammelt.