Während Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) an einem bundesweiten Hitzeschutzplan arbeitet, plant nur die Hälfte der Länder mit eigenen Konzepten zum Hitzeschutz. Wie eine Umfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd) unter den Gesundheitsministerien der Länder ergab, sieht die Hälfte der 16 Bundesländer zunächst die Kommunen in der Verantwortung.
Hitzeaktionspläne seien "nur dann effizient, wenn sie auf die Situation vor Ort angepasst sind", sagte der bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) dem epd. So sieht es auch das Ministerium in Baden-Württemberg: "Hitzeschutz muss in Stuttgart anders ausgestaltet werden als in Mannheim oder Heidelberg", erklärte ein Sprecher.
Ähnlich äußerten sich die zuständigen Landesministerien in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Brandenburg, Schleswig-Holstein, Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern. Zugleich versicherten viele, die Kommunen bei der Erstellung von Plänen unterstützen zu wollen. Hitzeschutzpläne sollen insbesondere vulnerable Bevölkerungsgruppen wie Kinder, Ältere und Kranke vor temperaturbedingten Gesundheitsfolgen schützen.
Als einziges Bundesland hat bislang Hessen einen umfassenden Hitzeschutzplan. Das im Februar vorgelegte Konzept beinhaltet ein Hitzewarnsystem, das über eine landeseigene App Hinweise des Wetterdienstes verbreitet. Zudem wurden nach Ministeriumsangaben Informationen an Kliniken und Praxen sowie Empfehlungen für die Pflege zu Hause verschickt. Sachsen-Anhalts Gesundheitsministerium hat im Juni einen Musterhitzeaktionsplan zum Schutz älterer und pflegebedürftiger Menschen erstellt.
Sechs weitere Bundesländer arbeiten an Hitzeschutzplänen oder planen dies. Das Saarland will seinen im September, Bremen bis spätestens Jahresende vorlegen. Hamburgs Hitzeschutzplan soll bis zum Herbst 2024 fertig sein. Rheinland-Pfalz, Berlin und Thüringen geben als Zielmarke für einen landeseigenen Hitzeschutzplan das Jahr 2025 aus.
Zu den angedachten Maßnahmen gehören mehr öffentliche Trinkwasserbrunnen, die Förderung von Verschattungen in Kindergärten oder öffentlichen Einrichtungen oder die Schaffung von kühlen Räumen. Städte setzen auch auf die Entsiegelung von Flächen. Mehr Wasser und Grünflächen sollen für kühlere Luft sorgen. Hamburg und andere Städte haben in diesem Sommer ein "Hitze-Telefon" eingerichtet, an das man sich für Tipps für den Umgang mit hohen Temperaturen und starker UV-Belastung wenden kann.
Das Robert Koch-Institut schätzt, dass es in diesem Jahr bis Mitte Juli etwa 1.500 hitzebedingte Todesfälle gab. Die Zahl schwankt von Jahr zu Jahr. Für das Jahr 2018 mit dem extrem heißen Sommer wird die Zahl auf mehr als 8.000 geschätzt, 2021 waren es weniger als 2.000, im vergangenen Jahr laut der Schätzung rund 4.500 Menschen, die infolge der Hitze starben. Gesundheitsminister Lauterbach sprach am Freitag mit Verweis auf eine eigene Studie zum Thema von bis zu 8.000 Hitzetoten im vergangenen Jahr.