Vertreter der katholischen und der evangelischen Kirche haben Waffenlieferungen an die Ukraine verteidigt. Berlins evangelischer Bischof Christian Stäblein bekräftigte am Samstag seine Forderung nach Unterstützung für das von Russland angegriffene Land. Es sei "nicht richtig, zuzuschauen, wie Menschen einem terrorartigen Morden durch Raketen ausgesetzt werden", sagte der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz im RBB-Hörfunk.
Für den Münchner Erzbischof Reinhard Marx sind Waffenlieferungen an die Ukraine "das kleinere Übel". "Ich selbst bin kein Pazifist und sehe keinen besseren Weg, den Angegriffenen zu helfen", sagte der Kardinal der "Welt am Sonntag".
Das Elend des russischen Angriffskriegs sei in dieser Woche erneut sichtbar geworden, sagte der Berliner Bischof Stäblein in seinem "Wort des Bischofs". Wo Unrecht geschehe, ob in der Ukraine, ob im Iran oder in den eigenen Reihen, sei Haltung und Einmischung gefragt, mahnte der Beauftragte des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) für Flüchtlingsfragen. Auch beim Thema Klimawandel gebe es kein "Raushalten", betonte der Theologe.
Kardinal Marx nahm zugleich Pazifisten und ihre Haltung in Schutz: "Auch mit unseren Waffen werden Menschen umgebracht. Ich finde es schlecht, dass Pazifisten mittlerweile als Dummköpfe runtergemacht werden", sagte der frühere Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz. Seine Haltung zu Waffenlieferungen sei keine theologische Einsicht, sondern eine der rationalen Ethik: "Man sollte den lieben Gott aus dem Spiel lassen, wenn Menschen Krieg führen", sagte der Theologe mit Blick auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine.
Dem russisch-orthodoxen Moskauer Patriarchen Kyrill warf Marx vor, er predige das Konzept des "Heiligen Krieges": "Das hatten wir eigentlich hinter uns. Die Kreuzzüge wurden mit solchen Sprüchen geführt", unterstrich der Erzbischof von München und Freising.