Papst Franziskus hat in seiner Weihnachtsbotschaft die Waffenindustrie kritisiert. Das Oberhaupt von mehr als 1,3 Milliarden Katholiken weltweit bezeichnete die Branche am ersten Weihnachtsfeiertag in Rom als "Drahtzieher der Kriege" und verwies auf Zuwächse in Produktion, Verkauf und Handel von Waffen. Ein "Nein" zum Krieg bedeute ein "Nein" zu den Waffen, sagte Franziskus, bevor er von der Loggia der vatikanischen Basilika aus den traditionellen Segen "Urbi et Orbi" erteilte. Laut vatikanischem Presseamt versammelten sich rund 70.000 Menschen auf dem Petersplatz.
Franziskus stellte die bewaffneten Auseinandersetzungen in den Mittelpunkt seiner Weihnachtsansprache, allen voran die Situation im Nahen Osten. "Ich trauere im Herzen um die Opfer des verabscheuungswürdigen Angriffs vom 7. Oktober", sagte er.
Die Terrororganisation Hamas hatte Israel am 7. Oktober angegriffen, etwa 1.200 Menschen getötet und rund 240 Geiseln genommen. Israels Armee reagierte mit dem Beschuss des Gaza-Streifens und riegelte das von der Hamas beherrschte Gebiet ab. In dem Küstenstreifen am Mittelmeer herrschen katastrophale humanitäre Verhältnisse, die Hamas und israelische Truppen liefern sich dort Bodenkämpfe. Tausende Menschen kamen bereits ums Leben.
Der Papst erneuerte in seiner Weihnachtsbotschaft seinen "dringenden Appell für die Freilassung derjenigen, die noch immer als Geiseln festgehalten werden". Auch flehe er darum, "dass die Militäroperationen mit ihren entsetzlichen Folgen unschuldiger ziviler Opfer eingestellt werden", sagte das Kirchenoberhaupt.
Hilfslieferungen müssten ermöglicht werden. Der Pontifex hat den Kurienkardinal Konrad Krajewski nach Israel gesandt, um den Menschen im Heiligen Land seine Nähe zu bekunden. Franziskus erinnerte auch an den Krieg in der Ukraine und die Lage in den zahlreichen anderen Konfliktregionen der Welt, wie in Syrien, dem Jemen oder im Südsudan.
Der traditionelle Papst-Segen "Urbi et Orbi" - "der Stadt Rom und dem Erdkreis" - ist eines der bekanntesten Rituale der katholischen Kirche. Er wird zu Weihnachten und zu Ostern gespendet. An Weihnachten feiern Christen aus aller Welt die Geburt Jesu, die nach biblischer Überlieferung in einem Stall in Bethlehem vor mehr als 2.000 Jahren stattfand.
Der Landesbischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM), Friedrich Kramer, fühlt sich nach eigenem Bekunden an die Umstände von vor 2.000 Jahren erinnert: "Weihnachten in diesem Jahr ist wahrscheinlich von der Grundsituation sehr nah an dem, was damals passierte: besetztes Land, Soldaten, Mord und Totschlag", sagte der Friedensbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) im Mitteldeutschen Rundfunk (MDR).
Der rheinische Präses Thorsten Latzel erläuterte in seiner Weihnachtsbotschaft an Heiligabend in der Düsseldorfer Johanneskirche, der Frieden Gottes meine nicht den Herrschaftsfrieden der Römer zur Zeit von Jesu Geburt oder anderer Gewaltherrscher zu allen Zeiten, sondern einen Frieden durch Hingabe und durch Liebe.
Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz und Limburger Bischof, Georg Bätzing, zeigte sich in seiner Weihnachtspredigt überzeugt, dass Gott um die Zerrissenheit und die Zerwürfnisse, um all' das Leid und die menschliche Schuld wisse. "Darum hat er sein eigen Fleisch und Blut investiert, seinen Sohn", sagte er laut Predigtmanuskript am ersten Weihnachtstag im Limburger Dom. Der Kölner Erzbischof, Kardinal Rainer Maria Woelki, erklärte in seiner Predigt am Montag im Kölner Dom laut Manuskript, Gott wende die Not auf der Erde nicht, "indem er dreinschlägt, sondern indem er sie hinwegliebt".