"Hier ist leider noch einiges zu tun, vor allem was den israelbezogenen Antisemitismus angeht", sagte Meißner, der auch Mitglied der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Pfalz in Landau ist.
"Natürlich darf man die Politik Israels kritisieren, aber bitte ohne dabei die klassischen Klischees anzuwenden", sagte der Pfarrer aus dem südpfälzischen Minfeld. Gerade aufgrund ihrer antijüdischen Geschichte sollte sich die Kirche heute klar positionieren, wenn auf der Welt Juden angegriffen oder diffamiert würden. Ob die Stellungnahmen der Kirche im Nahen Osten auch wahrgenommen würden, sei eine andere Frage.
"Frieden durch Dialog und Begegnung"
Dennoch dürfe nicht übersehen werden, was die Haltung der Kirche für den Dialog zwischen Christen und Juden hier vor Ort bedeute. Fest stünden Landeskirche und Bistum Speyer gemeinsam mit der Jüdischen Kultusgemeinde der Rheinpfalz gegen antisemitische und israelfeindliche Angriffe zusammen, sagte Meißner.
Der Vorsitzende der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Pfalz, Wolfgang Pauly, betonte, nur durch mehr Dialog und Begegnungen könnten Christen, Juden und Muslime ein friedliches Zusammenleben erreichen. Die große Aufgabe sei es, die Menschen an der Basis, in den Kirchengemeinden sowie in den jüdischen und muslimischen Kultusgemeinden, in den Blick zu nehmen und sie zusammenzuführen, sagte der Landauer katholische Theologe. Es genüge nicht, wenn nur hohe Funktionsträger der verschiedenen Religionen miteinander Kontakt pflegten.
"Partei für leidende Menschen ergreifen"
Gegen Antisemitismus und Israelfeindschaft helfe nur die Entwicklung eines vertrauens- und respektvollen Miteinanders, sagte Pauly. Im sensiblen Dialog von Mensch zu Mensch könne man füreinander Verständnis entwickeln und voneinander lernen. Dies könne auch Lösungswege für viele Probleme und Konflikte aufzeigen, sagte der emeritierte Universitätsprofessor mit Blick auf den brodelnden Nahost-Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern.
Die Kirchen seien bei dem Konflikt im Heiligen Land dazu verpflichtet, Partei für die leidenden Menschen zu ergreifen, sagte Pauly. Sie dürften sich aber nicht einseitig für Israel oder Palästina einsetzen, sondern müssten auf politische Lösungen drängen, "die den Menschen dienen".