Experte: In der Krise auch emotionale Kompetenz von Schülern stärken

Experte: In der Krise auch emotionale Kompetenz von Schülern stärken
18.03.2021
epd
epd-Gespräch: Christine Süß-Demuth

Heidelberg (epd). In der Corona-Pandemie sollten nach Ansicht des Pädagogen Ernst Fritz-Schubert nicht nur die fachlichen, sondern auch die sozialen und emotionalen Kompetenzen von Schülern gefördert werden. "Es geht um das Wohlbefinden und die seelische Gesundheit von Kindern", sagte Fritz-Schubert, der das Schulfach "Glück" entwickelt hat, dem Evangelischen Pressedienst (epd). In der Krise seien besonders Kinder psychisch gefährdet. Daher sollten Schulen die Persönlichkeit von Schülerinnen und Schülern durch Vermittlung von positiven Haltungen und Einstellungen stärken.

Zwar sei es wichtig, Grundlagen in Fächern wie Deutsch und Mathe nachzuholen. Noch wichtiger seien gerade jetzt jedoch Themen, die sich nicht an Leistung und Noten orientierten. Es gehe darum, jungen Menschen zu helfen, "eigene Stärken zu erkennen und ihren Sinn im Leben zu finden", sagte der ehemalige Leiter der Willy-Hellpach-Schule in Heidelberg. Dort führte Fritz-Schubert 2007 das Schulfach "Glück" erstmals in Deutschland ein, das inzwischen an mehr als 200 Schulen bundesweit und im Ausland gelehrt wird.

Mittlerweile bietet das von dem pensionierten Pädagogen gegründete und ehrenamtlich geleitete Fritz-Schubert-Institut Weiterbildungen zum Glückslehrer an. Mehr als 1.000 Lehrerinnen und Lehrer wurden bereits ausgebildet. Derzeit gebe es so viele Anmeldung wie nie zuvor, sagte Fritz-Schubert. Als glücklich bezeichne er Menschen, die für sich Sinn im Leben gefunden haben und achtsam mit sich, ihren Mitmenschen und der Natur umgehen, erklärte der Pädagoge anlässlich des Welttags des Glücks am 20. März.

Nicht nur Kinder, auch Erwachsene könnten "Glück lernen", sagte der Buchautor, der auch ausgebildeter systemischer Therapeut ist. Das müsse geübt werden. "Die Auseinandersetzung mit Glück bedeutet, die Höhen und Tiefen des Lebens nicht nur zu erdulden, sondern aktiv zu gestalten." Dazu gehöre auch der Umgang mit Krisen und Leid, wie die Corona-Pandemie zeige.

"Wir können besser durchhalten, wenn wir ein Ziel vor Augen haben", sagte Fritz-Schubert. Die Menschen sollten die Hoffnung und die Vorfreude auf das, was nach der Krise komme, nicht vergessen. Gerade durch die Kontaktbeschränkungen biete sich die Chance, die Beziehungen zu einzelnen Menschen zu intensivieren.

Das Glück bekomme man jedoch nicht geschenkt, betonte der Heidelberger Experte. Vielmehr müsse man selbst dafür etwas tun, etwa indem man Haltung zeige und sich entwickle. Außerdem sei Glück nicht ohne Vertrauen und Verantwortung für sich selbst und andere möglich.