"Sea-Watch 4" erreicht Hafen von Palermo

Rettungsschiff "Sea-Watch 4" in Palermo angekommen
©epd-bild/Thomas Lohnes
Das Rettungsschiff "Sea-Watch 4" hat am Mittwochnachmittag,den 02.09.2020, den Hafen von Palermo erreicht. Die mehr als 350 Geretteten sollen am Nachmittag auf ein größeres Quarantäneschiff umsteigen.
"Sea-Watch 4" erreicht Hafen von Palermo
Das Rettungsschiff "Sea-Watch 4" hat den Hafen von Palermo erreicht. Am Mittwochnachmittag kam es in der sizilianischen Hafenstadt an, wie ein Sprecher von Sea-Watch dem Evangelischen Pressedienst (epd) bestätigte.

Direkt nach der Ankunft in Palermo begann das Umsteigen auf ein Quarantäneschiff, das die italienischen Behörden bereitgestellt haben. Die italienische Küstenwache begleitete das Manöver, bei dem die "Sea-Watch 4" an das größere Quarantäneschiff andockte und die Geretteten über eine behelfsmäßige Brücke das Deck verlassen konnten. Dort sollen sie zwei Wochen bleiben, bevor sie an Land dürfen.

Die "Sea-Watch 4" auf ihrem Weg in den Hafen von Palermo.

Einsatzleiter Philipp Hahn sagte dem epd an Bord der "Sea-Watch 4", die Besatzung sei froh, dass die 353 Geretteten von Bord könnten und im sicheren Hafen angekommen seien. "Wir sind auch deshalb froh, weil wir wissen, dass zur selben Zeit noch 27 Menschen auf dem Tanker 'Etienne' ausharren", sagte er.

Der Grünen-EU-Politiker Sven Giegold nannte die Rettung der 353 Menschen "ein großartiges Ergebnis nach nur wenigen Tagen im Einsatz für das 'Kirchenschiff'". Zwei Wochen lang sollen die Geretteten an Bord des Quarantäne-Schiffs bleiben, bevor sie an Land dürfen. Es brauche nun schnelle Zusagen aus Deutschland und anderen EU-Mitgliedsländern, die Geretteten nach ihrer Quarantäne in Italien aufzunehmen. Italien dürfe mit den geretteten Flüchtlingen nicht alleingelassen werden, erklärte er. Giegold hatte im vergangenen Jahr auf dem Kirchentag in Dortmund die Resolution "Wir schicken ein Schiff" initiiert, die letztlich zur Anschaffung der "Sea-Watch 4" aus überwiegend kirchlichen Spenden führte.

Die Evangelische Kirche in Deutschland hatte mit dem Bündnis "United 4 Rescue" am 03.12.19 in Hamburg unter dem Motto "Wir schicken ein Schiff" eine Spendensammlung für ein Seenotrettungsschiff gestartet. Bei der Pressekonferenz waren dabei: Katharina Fegebank, zweite Bürgermeisterin von Hamburg, Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, Ratsvorsitzender der EKD und Leoluca Orlando, Bürgermeister von Palermo.

Die "Sea-Watch 4" war Mitte August zu ihrer ersten Mission im zentralen Mittelmeer aufgebrochen. Das ehemalige Forschungsschiff wurde im Januar überwiegend aus kirchlichen Spenden finanziert. Es wird von Sea-Watch und "Ärzte ohne Grenzen" im Auftrag des zivilen Bündnisses "United4Rescue" betrieben. Dem Bündnis gehören mittlerweile mehr als 550 Organisationen und Unternehmen an. Es wurde von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) gegründet und wird unter anderen auch von dem Bürgermeister von Palermo Leoluca Orlando unterstützt. Er ist für sein Engagement in der Flüchtlingspolitik bekannt. Im vergangenen Jahr machte er den EKD-Ratsvorsitzenden Heinrich Bedford-Strohm zum Ehrenbürger der Stadt. Dass die "Sea-Watch 4" dort einfahren durfte, ist laut Sea-Watch jedoch Zufall.

Bedford-Strohm unterstreicht Dirnglichkeit der zivilen Seenotrettung

Bedford-Strohm betonte am Mittwoch in einem Facebook-Eintrag die Dringlichkeit der zivilen Seenotrettung. Er nahm Bezug auf den Tod des syrischen Jungen Alan Kurdi, der am 2. September 2015 tot an einem türkischen Strand gefunden worden war. "Wer besser verstehen will, warum wir die zivile Seenotrettung so aktiv unterstützen, muss sich noch mal der Härte eines Bildes aussetzen, das heute genau vor fünf Jahren an einem türkischen Strand entstanden ist und das um die Welt gegangen ist", betonte der bayerische Landesbischof. Das Foto zeigt den toten Jungen, bekleidet mit rotem T-Shirt und blauen Shorts, auf dem Bauch liegend am Strand. "Mir - Opa eines kleinen Jungen - treibt es immer noch die Tränen in die Augen", schrieb Bedford-Strohm.

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Die Staaten Europas retteten weiterhin nicht, erklärte er. "Die zivilen Seenotretter tun es. Sie warten nicht darauf, dass es gute Lösungen für die flüchtlingspolitischen Probleme gibt." Leben retten könne nicht bis zu diesem Zeitpunkt verschoben werden. Deshalb sei er auch für die jüngsten Rettungsaktionen der "Sea-Watch 4" dankbar.