Laura Meschede / Sea Watch
Seenotrettung mit Sea Watch
Krieg gegen Unschuldige im Mittelmeer
Die Verzweiflung muss ja groß sein, wenn man eine Quatschkünstlerin wie mich ins Flugzeug setzt, dachte ich mir. Dem Sea-Watch-Medienteam ging es darum, den katastrophalen Auswirkungen europäischer Abschottungspolitik Aufmerksamkeit zu bringen. Und mir? Neugierde treibt Schriftstellerinnen an und der Erfolg sorgt für schlechtes Gewissen, also sagte ich sofort zu, als das Sea-Watch-Medienteam mich fragte, ob ich bei einem Luftraumüberwachungsflug mithelfen möchte. Eine Künstlerin einzuladen, sei ein Experiment, und man dachte, ich wäre dafür zu haben. Ein Flug mit der "Seabird 1", einem zweimotorigen Flugzeug, in das sechs Personen passen. "Okay, bin dabei", sagte ich, ohne groß darüber nachzudenken.
Etwas mulmig wurde mir doch, als es darum ging, vor der Reise einige Formulare zu unterschreiben. Ich müsse zur Kenntnis nehmen, dass wir uns bei Flügen entlang der libyschen Küste in der Nähe eines der gefährlichsten Lufträume der Welt aufhalten würden. Als ich auch noch Sicherheitsfragen für den Fall einer Entführung durch libysche Milizen beantworten sollte, wurde mir direkt etwas schlecht. Das sei aber alles nur für den Worst Case, der so noch nie eingetreten sei, erklärte man mir, und so blieb ich bei dem Plan.