Giffey: Kinder sollen auch mit Schnupfennase in die Kita dürfen

Giffey: Kinder sollen auch mit Schnupfennase in die Kita dürfen
Im Frühjahr waren die Kitas wegen der Corona-Pandemie flächendeckend geschlossen. Eltern mussten gleichzeitig arbeiten und ihre Kinder betreuen. Im neuen Kita-Jahr sollen solche Extremsituationen möglichst vermieden werden.

Berlin (epd). Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) mahnt zu Beginn des neuen Kita-Jahres klare Vorgaben für Eltern und Betreuungseinrichtungen im Umgang mit der Corona-Pandemie an. So sollten zwar keine fiebernden Kinder in die Kindertagesstätte geschickt werden, sagte sie am Montag in Berlin. Doch dürfe "nicht jede Schnupfennase" automatisch dazu führen, dass ein Kind zu Hause bleiben müsse.

Um erneute flächendeckende Schließungen von Kitas möglichst zu vermeiden, stellt der Bund den Ländern eine Milliarde Euro zusätzlich bereit, die in Hygiene- oder Umbaumaßnahmen fließen können, wie Giffey betonte. Einberufen wird außerdem ein Corona-Kita-Rat, der alle zuständigen Stellen zusammenführt. Eine Corona-Kita-Studie soll Erkenntnisse darüber bringen, inwieweit Kitas überhaupt die Möglichkeit haben, angemessen auf das Coronavirus zu reagieren.

Die Ministerin gab fünf Empfehlungen für den Kita-Regelbetrieb: So seien Belüftung sowie regelmäßiges Händewaschen zentral und der Kreis der Personen, die die Einrichtung betreten, müsse begrenzt sein. Um Infektionen rasch zu erkennen, müssten sich alle Erzieherinnen und Erzieher auch ohne Symptome kostenlos und zeitnah testen lassen können. Ein Wechsel von Fachkräften und Räumen sowie Kontakte zwischen Kindergruppen sollten reduziert werden. Kinder, die akut erkrank seien, sollten nicht in die Kita geschickt werden.

Giffey sagte: "Wir raten, dass alles getan wird, um eine komplette Schließung zu vermeiden." Denn nur so sei die Vereinbarkeit von beruflichen und familiären Aufgaben sichergestellt. Gebe es einen Covid-19-Fall, solle nach den Infektionsketten geschaut und überlegt werden, wie die Verbreitung verhindert werden könne. Laut Statistischem Bundesamt gibt es in Deutschland rund 56.700 Kindertagesstätten, in denen 3,7 Millionen Kinder betreut werden.

Das Investitionsprogramm über zusätzlich eine Milliarde Euro ist Teil des Konjunkturpaketes, das vor der Sommerpause beschlossen wurde. Mit den Geldern könnten bis zu 90.000 neue Betreuungsplätze geschaffen werden, sie dürften aber auch in Maßnahmen fließen, die den Trägern helfen, die Einrichtungen besser gegen die Pandemie zu schützen: Damit könnten bis Ende Juni 2022 Bauarbeiten zur besseren Aufteilung und Belüftung der Räume bezahlt, mobile Desinfektionsspender angeschafft oder weitere Waschbecken installiert werden. Auch wäre es möglich, damit die digitale Ausstattung zu verbessern - etwa Tablets anzuschaffen, um den Kontakt zu den Familien der Kinder sicherzustellen.

Der Corona-Kita-Rat soll am 31. August zur ersten Sitzung zusammenkommen. Repräsentanten von Bund, Ländern, Kommunen, Gewerkschaften und Trägern der Einrichtungen sowie die Bundeselternvertretung sollen über das Vorgehen im Laufe der Pandemie beraten und sich dafür mindestens einmal im Monat treffen.

Die Corona-Kita-Studie startet am Dienstag. Giffey äußerte die Hoffnung, dass sich möglichst viele Einrichtungen beteiligen und wöchentlich an das neue bundesweite Kita-Register melden, ob es zum Beispiel Schließungen oder Ausfälle wegen Corona gibt. Nach Angaben der Ministerin haben sich bereits mehr als 5.000 Einrichtungen vorab registriert.

Die Studie wird vom Deutschen Jugendinstitut (DJI) und vom Robert Koch-Institut (RKI) umgesetzt und ist die erste, die das Infektionsgeschehen in der Kindertagesbetreuung untersucht. DJI-Direktor Thomas Rauschenbach hatte Teilerkenntnisse zur Personalsituation in acht Bundesländern: Der Anteil des Personals, das wegen der Pandemie nicht eingesetzt werden könne, habe zuletzt bei etwa fünf bis zehn Prozent gelegen. Von weitreichenden Ausfällen könne also nicht die Rede sein, sagte er und betonte, dass das Kitapersonal im Durchschnitt nicht ganz so alt sei wie das Personal an Schulen.