Köchin Wiener beklagt "sklavenähnliche Zustände" in Schlachthöfen

Köchin Wiener beklagt "sklavenähnliche Zustände" in Schlachthöfen

Berlin (epd). Nach dem Corona-Ausbruch beim nordrhein-westfälischen Fleischproduzenten Tönnies hat die Fernsehköchin und Europaabgeordnete Sarah Wiener die Zustände in der gesamten Ernährungsindustrie kritisiert. "Ich glaube nicht, dass Tönnies ein schwarzes Schaf unter vielen weißen ist", sagte Wiener dem "RedaktionsNetzwerk Deutschland" (Samstag). Es handle sich dabei um ein systemisches Problem. Zudem herrschten in den Schlachthöfen "sklavenähnliche Zustände".

Die Köchin forderte eine radikale Reform der EU-Landwirtschaftspolitik: "Wir dürfen nicht mehr allein die Fläche subventionieren, sondern müssen ein Subventionssystem schaffen, dass dem kleinen Bauern dient und damit letztlich unserer Gesundheit". Wiener sitzt seit einem Jahr für die österreichischen Grünen im Europaparlament und betreibt in der Uckermark einen Biobauernhof. "Covid-19 ist nur die Spitze des Eisbergs", sagte sie: "Die Zündschnur für die nächste Bombe ist schon gelegt." Durch die Massentierhaltung entstünden weiter gefährliche Keime.

"Ein Kilo Fleisch ist billiger als eine Parkstunde in München-Mitte oder eine Kinokarte", erklärte die Köchin. "Ich frage mich, wann wir endlich den Mut haben werden, etwas radikal daran zu ändern." Dazu müssten Verbraucher Druck auf die Politik machen, aber auch ihr Konsumverhalten verändern.

Im Schlachtbetrieb Tönnies in Rheda-Wiedenbrück waren mehr als 1.500 Beschäftigte positiv auf das Coronavirus getestet worden.