Gewerkschafterin: Corona-Krise wird Ungleichheiten verschärfen

Gewerkschafterin: Corona-Krise wird Ungleichheiten verschärfen
26.06.2020
epd
epd-Gespräch: Insa van den Berg

Berlin (epd). Die Auswirkungen der Corona-Pandemie werden nach Ansicht des Deutschen Gewerkschaftsbundes die soziale Ungleichheit verschärfen. "Die Krise trifft nicht alle gleichermaßen, sondern einige von uns härter", sagte Anja Piel vom DGB-Bundesvorstandsmitglied dem Evangelischen Pressedienst (epd). Dabei nähmen auch Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern wieder zu.

Die Corona-Krise fordere besonders Familien: "Sie müssen gerade Job, Kinderbetreuung, verringerte Einkommen und womöglich auch die Pflege Angehöriger parallel stemmen", sagte Piel. Die unbezahlte Sorgearbeit in Familien treffe oft Frauen und Alleinerziehende, die dann beruflich zurückstecken müssten.

"Auch die Selbstständigen kämpfen hart um ihre Existenz. Ihnen brechen zum Teil komplett die Einnahmen weg." Stark beeinträchtigt sind laut Piel zudem Berufsanfänger, Geringqualifizierte und Menschen mit Migrationshintergrund.

Besserverdienende mit höherem Bildungsgrad könnten sich ins häusliche Arbeitszimmer zurückziehen, während "diejenigen mit niedrigen Einkommen und geringerer Bildung fast doppelt so oft in Kurzarbeit mit den entsprechenden schmerzhaften Einkommenseinbußen" umgehen müssten. "Dieses Auseinanderdriften gefährdet den sozialen Zusammenhalt und den sozialen Frieden", warnte das DGB-Vorstandsmitglied. Dagegen würden die Gewerkschaften entschieden angehen, sagte Piel.

Piel wies darauf hin, dass die staatlichen Hilfen in der Corona-Zeit befristet seien. "Das Konjunkturpaket ist zwar richtig, aber es wird dauern, bis es seine Wirkung entfaltet." Deshalb müssten die Hilfen verlängert werden, wenn die Krise länger andauert - "wovon wir im Moment ausgehen müssen". Die Menschen bräuchten die Sicherheit, dass sie nicht ohne Hilfe bleiben und nicht in Not geraten.

Menschen aus dem Niedriglohnbereich ermutigt Piel, Hartz-IV-Aufstockung zu beantragen, wenn das Einkommen nicht reiche. "Niemand sollte sich jetzt aus Scham oder Stolz verschulden. Jede und jeder von uns hat einen berechtigten Anspruch auf eine Wohnung, Krankenversicherung und genug zum Leben", betonte die Gewerkschafterin.