Schulze will umweltgerechte Digitalisierung auf EU-Ebene voranbringen

Schulze will umweltgerechte Digitalisierung auf EU-Ebene voranbringen

Berlin (epd). Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) will die umweltgerechte Digitalisierung zum Schwerpunkt der deutschen EU-Ratspräsidentschaft ab Juli 2020 machen. Für Mitte Juli sei ein virtuelles Treffen der europäischen Umweltminister zum Thema "Digitalisierung und Nachhaltigkeit" geplant, sagte die Ministerin am Donnerstag in Berlin. Sie sei zwar nicht der Meinung, dass Streaming in Bezug auf den Klimaschutz das neue Fliegen sei, doch müsse es auch im Digitalbereich beim Energieverbrauch Fortschritte geben, damit die Klimaziele erreicht würden.

Schulze stellte in dem Zusammenhang das Ergebnis einer Datenrecherche vor, mit der das Wuppertal-Institut und das Beratungsnetzwerk Ernst & Young beauftragt waren. Demnach führte die Covid-19-Pandemie wegen der Schutzmaßnahmen in Deutschland zu weniger Verkehr, aber mehr Datenvolumen. So arbeiteten ein Viertel aller Arbeitnehmer zeitweise im Home-Office. In einer Umfrage erwarteten jeweils rund ein Drittel der Befragten, dass in den kommenden Jahren Videokonferenzen Besprechungen an einem Ort ersetzen und Dienstreisen geringer werden. Der gesamte Personenverkehr dürfte sich laut Studie um bis zu acht Prozent reduzieren lassen, wenn Home-Office und virtuelle Arbeitsformen gefördert werden.

Das Datenvolumen sei während der Corona-Zeit um rund zehn Prozent angestiegen - vor allem aufgrund von Streaming und Videokonferenzen. Ob in beiden Bereichen - Digitalisierung und Verkehr - zusammengerechnet mehr oder weniger Energie verbraucht wurde, blieb mangels aktueller Zahlen unklar.

Schulze betonte, dass der Digitalisierungsschub in Verwaltung und Wirtschaft mit Blick auf den Energieverbrauch nachhaltig sein müsse. Als ein Ziel nannte sie den Ausbau von energieeffizienten Cloud-Infrastrukturen. Im September sollen ihren Angaben nach verlässliche Zahlen zum Energieverbrauch durch Cloud-Dienste in Deutschland vorliegen. Auch werde ein Register für Rechenzentren aufgebaut. Mittelfristig solle die IT-Infrastruktur mit Ökostrom betrieben werden. Auf europäischer Ebene will sich die Ministerin außerdem für langlebige IT-Produkte und Kommunikationstechnologien einsetzen. Eine erste Positionierung zu einer umweltgerechten Digitalisierung wünsche Sie mit den europäischen Kolleginnen und Kollegen noch in diesem Jahr zu erreichen, sagte sie.