Wer sein gutes Recht zu demonstrieren wahrnehme, müsse "auch darauf schauen, wer ihn dort politisch missbrauchen will", sagte der Theologe Frank Richter im Deutschlandfunk. "Nicht jeder, der demonstriert, ist freigesprochen von der Überlegung: 'In welches politische Fahrwasser lasse ich mich da hineinziehen?'", erklärte er.
Die Teilnehmer der Proteste hätten nicht nur das Recht, gegen die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Krise zu demonstrieren, sondern auch die Pflicht, konstruktiv zu Lösungen beizutragen, betonte der langjährige Leiter der sächsischen Landeszentrale für politische Bildung. "Und passen Sie bitte auf, dass sie nicht mit Gewaltbereiten oder Rechtsextremisten in einen Topf geworfen werden müssen, weil Sie dort sind, wo die sind", sagte er an die Adresse der Demonstranten.
"Nicht zu viel Aufmerksamkeit"
Mit Blick auf die Medienberichterstattung über die Proteste sagte Richter, in der Krise zeige sich der hohe Wert des Qualitätsjournalismus. "Es ist gut, dass wir die Medien haben - insbesondere die öffentlich-rechtlichen, die ja einen Informations- und Bildungsauftrag haben, das braucht unsere Gesellschaft", erklärte er.
Journalistinnen und Journalisten hätten mit Blick auf die Demonstrationen einerseits eine Chronistenpflicht. Andererseits müssten sie sich dabei immer die Frage stellen: "Wie viel Aufmerksamkeit schenkt man denen, die ja auch auf eine eigenartige Weise einem politischen Destruktionsvirus zum Opfer gefallen sind?", sagte der Theologe: "Ich empfehle, nicht zu viel Aufmerksamkeit zu schenken." Wichtig sei, neben dem Erscheinungsbild der Proteste auch die Hintergründe zu beleuchten.