Pflegeforscher: Besuche in Heimen wieder zulassen

Pflegeforscher: Besuche in Heimen wieder zulassen

Düsseldorf, Bochum (epd). Experten fordern, bald wieder Besuche in Heimen zuzulassen. Alte, pflegebedürftige und behinderte Menschen auch nach einem Ende der Kontaktsperre weiter zu isolieren, könne zu "einem größeren Schaden führen als es das Risiko einer Infektion mit sich bringt", heißt es in einer vom nordrhein-westfälischen Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) in Auftrag gegebenen Studie, die dem Evangelischen Pressedienst (epd) vorliegt. Das Ausbleiben von Besuchen könne "Apathie, Depressionen und Suizidgedanken entstehen oder zunehmen lassen", warnt das Expertenteam um den Pflegeforscher Markus Zimmermann von der Bochumer Hochschule für Gesundheit.

Mit der notwendigen Hygiene und geeigneten Schutzvorkehrungen gegen eine Ansteckung mit dem Coronavirus müssten soziale Kontakte von außen und auch nach außen ermöglicht werden, fordert das Expertenteam in der Handlungsempfehlung, über die zuerst die Düsseldorfer "Rheinische Post" (Donnerstag) berichtet hatte. Die Kontakte müssten geplant und gesteuert erfolgen. "Besuche von außerhalb können in den Außenanlagen der Einrichtungen oder speziellen Besuchsräumen mit geringerem Risiko organisiert werden", heißt es in der Studie. Vorstellbar seien abtrennbare Areale oder abgegrenzte Einheiten wie Lauben. In den Niederlanden und der Schweiz gebe es bereits solche temporären "Besuchshäuser". Andernorts werde auf Zelte zurückgegriffen.

Bei Besuchen im Innenbereich eines Hauses oder Wohnbereichs, etwa für bettlägerige Bewohner, müssten die Angehörigen Schutzkleidung anlegen und gegebenenfalls ungenutzte Nebeneingänge oder Notausgänge nutzen, um möglichst wenigen Bewohnern zu begegnen. Grundsätzlich raten die Experten zu einem wöchentlichen Besuchsturnus: "Von mindestens wöchentlichen Besuchsmöglichkeiten sollte nur begründet abgewichen werden können." Digitale Hilfsmittel wie Tablets könnten die Wartezeiten auf Besuche überbrücken und sollten in den Einrichtungen vorgehalten werden, um einen Bildkontakt mit Angehörigen zu ermöglichen.

Auch bei Menschen mit Behinderungen bestehe die Gefahr "höchster Verunsicherung, die sich in einem Gefühl des Ausgeliefertseins, der Machtlosigkeit und der Aggression zeigen kann", schreiben die Experten. Sie könnten ebenfalls psychische Krankheiten entwickeln, wenn sie länger isoliert seien, die sozialen Kontakte eingeschränkt würden oder sie die Tagesstruktur verlören. Menschen der Risikogruppe sollten daher etwa bevorzugten Zugang zu höherwertigen Schutzmasken erhalten, um Einrichtungen etwa zum Einkaufen verlassen zu können. Auch Angebote der Werkstätten in den Wohneinrichtungen seien zu empfehlen, da sie den Tag strukturierten.