Die Konfirmation ist für viele Jugendliche das erste besondere Fest im Leben, bei dem sie im Mittelpunkt stehen. Ein Jahr, in manchen Landeskirchen sogar zwei Jahre, haben sie sich auf den großen Tag vorbereitet. Doch für die meisten Jugendlichen müssen Einsegnung und Fest in diesem Jahr erst mal verschoben werden - auf den Herbst oder manchmal auch ins kommende Jahr. So wie bei Linda Flegel. Die 14-Jährige wäre ursprünglich am 7. Juni in der Andreasgemeinde in Frankfurt-Eschersheim konfirmiert worden, doch die Corona-Pandemie kam dazwischen. Für Ende August ist ein neuer Termin geplant.
"Das finde ich schon sehr schade", erzählt Linda. "Vor allem wären wir eigentlich noch mit der Konfi-Gruppe nach Bethel gefahren." Die Konfirmandenfreizeit musste ausfallen. Und auch ihre Freunde aus dem Konfirmandenunterricht konnte sie seither nicht mehr sehen. Das findet Linda zwar doof, doch sie hat auch Verständnis dafür. Einladungen schreiben, ein Kleid kaufen - all das hätte Linda eigentlich gerne in den Osterferien gemacht. Doch das muss nun auf die Sommerferien verschoben werden.
Übergang in neue Lebensphase
So wie Linda geht es vielen Konfirmandinnen und Konfirmanden. Denn nicht nur in der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau müssen die Konfirmationen verschoben werden, in den meisten der übrigen 19 evangelischen Landeskirchen ist das auch der Fall. Auch die katholischen Bistümer müssen Kommunionen und Firmungen vorerst absagen.
###galerie|I156119|Ich und meine Konfirmationskleidung###
Die Konfirmation ist die Bestätigung des Taufversprechens. Mit ihr erlangen die Jugendlichen ihre religiöse "Volljährigkeit". Für viele Familien ist das Fest aber auch Symbol für den Übergang in eine neue Lebensphase ihres Kindes. Und meistens wird sie passend zum Übergang von der Kindheit ins Jugendalter im Frühling gefeiert - zwischen Ostern und Pfingsten.
Verschieben - notfalls um ein ganzes Jahr
Stephan Heinlein ist Pfarrer der Kirchengemeinde Billigheim-Ingenheim in der Pfalz bei Landau. In seiner Gemeinde findet die Konfirmation traditionell schon vor Ostern statt. Viel Zeit für die Absage blieb nicht, berichtet er. Bei einem Treffen Mitte März mit den Abstandsregeln fiel der Entschluss. In dem diesjährigen Konfirmandenjahrgang sind 19 Jugendliche. "Wir wären mehrere hundert Menschen in der Kirche gewesen", sagte er. Die Konfirmation soll auf Ende August oder Anfang September verschoben werden. Aber da große Versammlungen vorerst bis zum 31. August untersagt sind, weiß Heinlein noch nicht, ob sie dann wirklich stattfinden kann. "Schlimmstenfalls müssen wir die Konfirmation sogar auf nächstes Jahr verschieben", sagt er.
"Wir überlegen gerade, wie wir die Konfirmation im Spätsommer nachholen können - vielleicht als Freiluftgottesdienst", sagt Heinlein. Er finde es problematisch, die Konfirmation um ein ganzes Jahr zu verschieben - nicht nur, weil dann das bereits gekaufte Kleid oder der Anzug dann vielleicht nicht mehr passen. "Die Jugendlichen entwickeln sich in dieser Zeit rasend schnell", sagt der Pfarrer.
Unterricht läuft virtuell
Für die Familien zieht ein abgesagter Konfirmationsgottesdienst aber meist noch weitere Folgen nach sich: Viele müssen auch Verwandte wieder ausladen und eine Restaurant-Reservierung stornieren. So wie die Familie Blank. Tochter Ann-Sophie (13) gehört zu der Konfirmandengruppe von Stephan Heinlein. Die Familie hätte mit 30 Personen in einer Gaststätte gefeiert. "Die Enttäuschung war schon groß", erzählt Vater Torsten Blank. "Man bewegt sich ja auf ein Ereignis zu, das ist anders als bei einem Geburtstag, der jedes Jahr wiederkehrt."
Auch Michael Vogels Tochter Clara (13) wäre vor Ostern von Pfarrer Heinlein konfirmiert worden. Vogel findet die Verschiebung vor allem für die Kinder schwierig, wie er sagt. Die Trennung zwischen der zweijährigen gemeinsamen Zeit in der Konfirmandengruppe und dem abschließenden Höhepunkt mit der Konfirmation sei tragisch. "Ich weiß nicht, ob es den Kindern dann noch so viel bedeutet", sagt Vogel.
Die 14-jährige Linda hält bislang den Kontakt zu ihrer Gruppe und ihrer Pfarrerin - per WhatsApp oder Videochat. Ihre Pfarrerin hat allen aus der Gruppe einen Brief geschrieben zur Aufmunterung, und der Konfi-Unterricht soll virtuell weitergehen. Für Linda steht fest: "Ich werde mich genauso auf den Tag freuen, wie wenn er im Juni gewesen wäre."