Der Berliner Theologe, der einer der Autoren der am Montag veröffentlichten Leopoldina-Stellungnahme ist, betonte zugleich: "Bedingung dafür ist die entsprechende Entwicklung der Infektionszahlen." Wann sich die Lage auch für die Kirchen wieder völlig normalisiere, traue er sich nicht zu sagen, sagte der Professor für Kirchengeschichte an der Berliner Humboldt-Universität: "Das muss von der Entwicklung abhängig gemacht werden, die niemand vorhersagen kann."
Markschies gehört zu den Autoren der am Montag veröffentlichten Stellungnahme der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina, die eine Lockerung der derzeitigen Einschränkungen unter Bedingungen empfiehlt. Dazu gehören niedrige Infektionszahlen und das Einhalten von Präventionsmaßnahmen wie Abstandhalten oder auch das Tragen von Mundschutzen.
"So schnell wie möglich, aber so verantwortlich wie nötig"
Am konkretesten geht die Stellungnahme auf die Wiederaufnahme des Schulbetriebs ein. Dies sei aber nicht als "Hierarchisierung der verschiedenen gesellschaftlichen Bereiche" zu verstehen, sagte Markschies. In der Stellungnahme gehe es darum, deutlich zu machen, dass das öffentliche Leben insgesamt langsam und nach Kriterien wieder hochgefahren werden müsse. Deshalb gelte dann auch für Gottesdienste: "So schnell wie möglich, aber so verantwortlich wie nötig", sagte er.
"Allen ist deutlich, dass ein öffentliches Leben ohne Bildung, ohne Gottesdienste, ohne Theater oder Kneipenbesuch natürlich nur aus bestimmten Gründen für eine sehr begrenzte Zeit erträglich ist - aber eben auch hinzunehmen, um Schlimmeres zu verhindern", sagte Markschies, der auch designierter Präsident der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften ist. Dass Gottesdienste, die derzeit verboten sind, wie andere Veranstaltungen behandelt wurden, bezeichnete er als richtig. "Es hat ja auch eine Entlastungsfunktion", erklärte Markschies: "Ein demokratisches Gemeinwesen funktioniert ja so, dass Entscheidungen für alle getroffen werden."