Zunächst lässt sich feststellen, dass christliche Singles aktiv und selbstbewusst ihr Leben gestalten und ein positives Bild von Kirche haben. Sie schätzen an Kirche vor allem die Gemeinschaft vor Ort, engagieren sich häufig und gerne ehrenamtlich und der Gottesdienst spielt für ihre persönliche Spiritualität eine große Rolle. Wir konnten sogar einen Zusammenhang messen zwischen allgemeiner Lebenszufriedenheit und der Häufigkeit des Gottesdienstbesuchs.
Trotzdem fühlt sich fast jede bzw. jeder Dritte Befragte als Single in Kirche und Gemeinde stigmatisiert. Dies liegt zum einen daran, dass Singles sich als eigene Gruppe bzw. mit ihren Bedürfnissen im Kontext Kirche kaum wahrgenommen empfinden. Dabei geht es gar nicht in erster Linie um eine extra Singleveranstaltung, sondern um die sensible Haltung einer wachsenden Gruppe. Für Birgit Mattausch, Pastorin und Referentin im Michaeliskloster Hildesheim sind es die kleinen Begegnungen, die ausgrenzend sind, wie sie erzählt: "Kennenlern-Vorstellungsrunde bei einem kirchlichen Seminar. Alle sagen Namen, Beruf, Arbeitsort und dass sie glücklich (!) verheiratet sind und soundsoviele Kinder haben, die soundso heißen. Nur du hast nicht einmal eine Katze vorzuweisen und überlegst krampfhaft, was du sagen wirst, wenn du an der Reihe bist."
Wir benötigen daher einen sensibleren Umgang mit der Gruppe der Singles in unseren Kirchen. Dies beginnt damit, dass wir sie zunächst als eigenständige Zielgruppe mit ihren Lebensrealitäten und Bedürfnissen ernst- und wahrnehmen. Hier braucht es einen Haltungswechsel, um diese "unsichtbare Gruppe" innerhalb der Kirche neu wahrzunehmen und so zu einer singlesensiblen Kirche zu werden. Aber dazu braucht es ein Umdenken, wie die Präses der EKD Irmgard Schwaetzer feststellt: "Das gerade in vielen evangelischen Kontexten besonders wertgeschätzte Leitbild von Ehe und Familie lässt geradezu zwangsläufig die Lebensform als Single defizitär erscheinen. Dies entspricht durchaus nicht dem Selbstbild vieler, vielleicht sogar der meisten Singles. Bisher hat es die evangelische Kirche nicht verstanden, Singlesein als theologisch legitime Lebensform zu begreifen."
Hier gilt es anzusetzen, denn Singles sind gerade für die Kirchen und das Gemeindeleben ein Gewinn, was man sie auch spüren lassen darf. Dafür braucht es gemeinsame Gespräche in den Gemeinden, aber auch Impulse aus den Kirchenleitungen bis zur universitären Ausbildung. Denn christliche Singles sind keine Randgruppe, sondern ein legitimer Teil der Kirche.