Barmer-Pflegereport: Hohe Ausgaben für betreutes Wohnen und WGs

Barmer-Pflegereport: Hohe Ausgaben für betreutes Wohnen und WGs

Berlin (epd). Pflege-Wohngemeinschaften und betreutes Wohnen treiben nach Ansicht der Barmer Krankenkasse die Ausgaben in die Höhe, ohne dass die Pflege-Qualität steigt. Das geht aus dem Pflegereport 2019 hervor, den der Barmer-Vorstandsvorsitzende Christoph Straub am Donnerstag in Berlin vorstellte. Straub forderte angesichts einer steigenden Zahl von Wohngemeinschaften und betreuten Wohneinrichtungen einen Pflege-TÜV analog zu den Qualitäts-Anforderungen an Pflegeheime.

Der Bremer Gesundheitsökonom Heinz Rothgang hat im Auftrag der Barmer ermittelt, dass die Pflege- und Krankenkassen für einen Platz in einer Wohngemeinschaft oder im betreuten Wohnen rund doppelt so viel zahlen wie für einen Pflegeplatz im Heim. Für rund 180.000 Pflegebedürftige zahlten die Kassen 400 Millionen Euro im Jahr mehr als wenn die Menschen im Heim gepflegt würden.

Hauptgrund ist Rothgang zufolge, dass die Anbieter mehr Leistungen kombinieren und abrechnen können als bei der Pflege im Heim oder der ambulanten Pflege zu Hause. Zunehmend stiegen daher Pflege-Anbieter in den Markt mit den neuen Wohnformen ein.

Dem Pflegereport zufolge gibt es bundesweit rund 8.000 betreute Wohnanlagen und 4.000 Pflege-Wohngemeinschaften, in denen 181.000 Pflegebedürftige leben, rund 150.000 von ihnen im betreuten Wohnen. Als Indizien dafür, dass in den neuen Wohnformen keine bessere Pflege geleistet wird als in den rund 12.000 Heimen mit vollstationärer Pflege, nennt der Barmer-Pflegereport unter anderen die geringere Zahl von Arztkontakten pro Monat. Weiter wird angeführt, die Wahrscheinlichkeit eines Dekubitus, also des Wundliegens, sei in Pflege-Wohngemeinschaften höher, und es komme häufiger als von Heimen aus zu Krankenhauseinweisungen wegen Erkrankungen, die sich ambulant behandeln ließen.

Von den rund 3,4 Millionen Pflegebedürftigen werden rund 790.000 in Heimen versorgt. Die Ausgaben der Pflegeversicherung sind in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen und lagen 2018 bei rund 38,3 Milliarden Euro. Ihnen standen Einnahmen in Höhe von 37,7 Milliarden Euro gegenüber.