Man soll aufhören, wenn's am schönsten ist. Aller guten Dinge sind drei. Es soll sich nicht abnutzen, etwas Besonderes bleiben - irgendwie passt alles ein bisschen auf die dritte und nun vorerst letzte Ausgabe des Rockgottesdienstes "Rock mit dem Herrn" auf dem Nenzenheimer Weinfest am 1. Mai. Hardrocker Matthias Schenk hatte die Songs vor einigen Jahren geschrieben, 2017 feierte das langgehegte Projekt in dem kleinen Weinort bei Iphofen im mainfränkischen Landkreis Kitzingen Premiere. Die Leute strömten geradezu ins Festzelt: Bei der Premiere waren es 1.000, bei der zweiten Auflage 1.500. Das Finale findet nun für einen guten Zweck statt - und Initiator Schenk hofft auf ein volles Festzelt.
Seit mehr als einem Vierteljahrhundert macht Rocker Matthias Schenk Musik - inzwischen etwas weniger als früher, wegen Job und Familie. Seine zwei Kinder waren der Auslöser für das Rockgottesdienst-Projekt. Als seine Tochter vor rund fünf Jahren getauft wurde, lernte Schenk den evangelischen Ortspfarrer Matthias Subatzus kennen. Die zwei verstanden sich auf Anhieb. Nach der Taufe auf dem Gemeindefest war es dann der Rockmusiker, der dem Pfarrer sagte: "Schön war's, aber die Lieder haben mir jetzt nicht so gefallen." Deshalb kündigte er an, eigene Rocksongs für einen Gottesdienst zu schreiben - zehn Lieder brachte Schenk binnen weniger Tage zu Papier und auf CD.
"Gott ist kreative Energie"
Auch für all jene, die schon in den beiden vergangenen Jahren den Nenzenheimer Rockgottesdienst mitgefeiert haben, lohnt sich diesmal der Besuch: Denn Schenk will dieses Mal auch die letzten zwei Songs seines Rock-Opus live spielen, die bislang noch nicht erklungen sind. Darunter der Titel "Leben". Eine Textzeile darin lautet: "Es gibt 'nen edlen Sinn im Leben: Für andere da zu sein." Deshalb wollte Schenk das "Rockgottesdienst-Finale" für einen guten Zweck spielen. Der Erlös des Tages - also die Kollekte und die Einnahmen aus den CD-Verkäufen - kommen dem Kinder-Palliativteam der Malteser Unterfranken zugute. "Die machen eine echt wichtige und gute Arbeit", findet Schenk.
Der Hardrocker wäre aber nicht er selbst, wenn er seine Benefiz-Aktion nicht auch gleich mit Kritik an Politik und Gesellschaft verbinden würde: "Eigentlich ist es eine Riesensauerei, dass das Kinder-Palliativteam auf Spenden angewiesen ist." Das ist so, weil die Malteser derzeit von den Krankenkassen nicht genügend Mittel bekommen, um kostendeckend arbeiten zu können: 30.000 Euro fehlen jedes Jahr. Er hofft, dass beim Rockgottesdienst ein ordentlicher Batzen zusammenkommt, damit die Malteser sich ein paar Finanzierungssorgen weniger machen müssen. "Alle, die genug Geld haben, sollen 'was lockermachen. Normalerweise spenden ja die am meisten, die selbst wenig haben", sagt er.
Dass es überhaupt zu einem Rockgottesdienst gekommen ist, ist ein kleines Wunder. Als besonders gläubig bezeichnet sich Matthias Schenk nicht, ein Kirchgänger sei er sowieso nicht. "Für mich ist Gott positive, kreative Energie", lautet sein Credo. Seine Musik soll authentisch und "nicht hyperfromm" sein. Er will damit eine "Dankbarkeit ausdrücken, ohne dabei einen Kniefall zu machen". Dieser in Rockmusik umgesetzte Zugang zum Glauben scheint bei vielen einen Nerv getroffen zu haben. "Es gab Anfragen von überall her, ob wir den Rockgottesdienst nicht auch mal in ihrer Gemeinde spielen können", erzählt Rocker Schenk. Doch letzten Endes habe sich dann "immer jemand quergestellt".
Viele hatten offenbar Bedenken, dass Hardrock zu laut für die Kirche ist. "Das stimmt schon: Rockmusik ist nicht so leise, wie diese ganze Schlagerscheiße", reimt Schenk und lacht sein kräftiges Rockerlachen. Aber wer die ersten beiden Ausgaben im Zelt des Nenzenheimer Weinfestes miterlebt hat, kann bestätigen: Schenks Rockgottesdienst geht vergleichsweise brav über die Bühne - ohne Gehüpfe à la Angus Young und ohne die unter Rockern beliebte "Pommesgabel". Am 1. Mai steht neben Frontmann, Sänger und Bassist Schenk ab 10 Uhr beim Rockgottesdienst wie im Vorjahr wieder Armin Gimperlein (Gitarre) und zum ersten Mal Jochen Waigand (Schlagzeug) auf der Bühne.