19.1., 3sat, 23.00 Uhr: "Precht: Frisst der Kapitalismus die Demokratie?"
Die demokratischen Werte einzelner Staaten werden immer häufiger durch einen global und rücksichtslos agierenden Kapitalismus konterkariert. Welche Maßnahmen würde Robert Habeck ergreifen, wenn er Regierungsverantwortung erteilt bekäme? Wie soll Kräfteverhältnis zwischen Demokratie und Kapitalismus in Zukunft aussehen? Darüber spricht Richard David Precht mit dem Parteivorsitzenden von Bündnis 90/Die Grünen, Robert Habeck. Als der Ostblock zusammenbrach, verkündete der Philosoph Francis Fukuyama das "Ende der Geschichte". Der Kapitalismus, gepaart mit einer rechtsstaatlichen Demokratie, war für ihn nicht nur der Sieger im Kalten Krieg, sondern die optimale und endgültige Staatsform. Heute ist klar, dass es ein Ende der Geschichte nie gegeben hat; an die friedliche Koexistenz von Kapitalismus und aufgeklärter Demokratie glauben auch immer weniger Menschen. Ob Bankenrettung, Steuerflucht oder Lohndumping: Meist gewinnt der Spekulant und selten der Bürger. Die Angst vor massenhafter Migration und Überfremdung tut ein Übriges, das Vertrauen, das Zusammengehörigkeitsgefühl und das Gefühl der Teilhabe zu untergraben, welche eine intakte Demokratie ausmachen. Immer mehr Menschen gelangen zu der Überzeugung, dass autoritäre Staaten wie China doch so viel effizienter auf die Herausforderungen der Zukunft reagieren. Um energisch und gewinnbringend auf die Globalisierung zu reagieren, brauche es angeblich nicht die bewusst langsamen weil vorsichtigen demokratischen Prozesse, sondern rigorose Durchsetzungskraft, Abschottung und die ungeteilte Macht im Staat. In Europa, dort, wo es die Demokratie nach vielen Mühen geschafft hat, sich auch über Landesgrenzen hinweg zu verflechten, droht sie gegenwärtig wieder auseinanderzubrechen. Ob Großbritannien, Ungarn, Polen oder Italien: Es grassiert die Flucht in den Alleingang, und es gibt kaum noch den Glauben an globale Solidarität und ein faires Miteinander. Hat der Kapitalismus mehr auf die Demokratie abgefärbt als umgekehrt? Auch die Digital-Konzerne aus dem Silicon Valley spielen längst nach eigenen Regeln. Ihre Produkte müssen nicht nur weniger Sinn als Profit machen, sie dienen in erster Linie auch nur dazu, dem freien Bürger sein Ureigenes abzujagen: seine Daten.
19.1., Arte, 18.25 Uhr: "360° Geo Reportage: Georgiens himmlische Klöster"
Im heutigen Georgien entstanden schon im ersten Jahrhundert nach dem Vorbild der Gemeinden von Antiochia und Jerusalem erste urchristliche Gemeinden. Bereits im Jahr 337 wurde in dem ostgeorgischen Königreich Kartli das Christentum zur Staatsreligion erhoben, lange vor der Christianisierung Europas. Die georgische orthodoxe Kirche ist autokephal, also eigenständig. Damit konnten in der Abgeschiedenheit der Klöster viele alte kirchliche und kulturelle Traditionen sowie Produktions- und Lebensweisen erhalten werden, die auf den Betrachter aus der heutigen schnelllebigen und technisierten Welt eine große Faszination ausüben. Vor der Sowjetherrschaft gab es auf dem Territorium des kleinen Staates, der nicht größer ist als das Bundesland Bayern, unzählige aktive Klöster, von denen nur wenige bewahrt werden konnten. Ihre kulturhistorisch wertvollen Bauten mit über tausend Jahre alten Fresken und Ikonen wurden unter der kommunistischen Herrschaft als Lagerhäuser, Viehställe oder Militärlager und Kasernen missbraucht. Doch seitdem das Land im Jahr 1991 seine Souveränität wiedererlangte, bemühen sich Staat und Kirche, die alten Klöster wieder mit Leben zu füllen und vor dem Verfall zu bewahren. Immer wieder unternimmt der 33-jährige Erzpriester Artschil Kachidse Reisen durch die Klöster des Landes. Er interessiert sich für die Entwicklung des klösterlichen Lebens, sowohl in religiöser als auch wirtschaftlicher Hinsicht. Die Reportage geht auch der Frage nach, welche Perspektive das traditionell so eng mit Georgien verflochtene Klosterleben in der heutigen Zeit hat.
Tilmann P. Gangloff, Diplom-Journalist und regelmäßiges Mitglied der Jury für den Grimme-Preis, schreibt freiberuflich unter anderem für das Portal evangelisch.de täglich TV-Tipps und setzt sich auch für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Auszeichnung: 2023 Bert-Donnepp-Preis - Deutscher Preis für Medienpublizistik (des Vereins der Freunde des Adolf-Grimme-Preises).
19.1., Arte, 19.30 Uhr: "Pilgern für Peyote"
In einer unwegsamen Bergregion der Sierra Madre im Nordwesten Mexikos leben die Huicholes, eines der letzten indigenen Völker Mexikos. In dem Bergdorf La Laguna bereiten sich der Schamane Emilio und seine Dorfgemeinschaft auf eine Pilgerreise vor. Einmal im Jahr pilgern sie in ihr heiliges Land, das sie Wirikuta nennen. Dort suchen sie Peyote, eine Kaktuspflanze mit berauschender Wirkung. Die Huicholes haben eine Sondergenehmigung der mexikanischen Regierung, die ihnen erlaubt, den meskalinhaltigen Kaktus im Rahmen ihrer Rituale zu konsumieren. Sie glauben daran, dass der Peyote ihnen die Türen zu sich selbst, ihren Ahnen und zum Universum öffnet. Cordula Kablitz-Post hat für ihre Reportage Gustavo und Alicia begleitet; die beiden dürfen erstmals an der Pilgerreise teilnehmen. Sie sind keine Huicholes, interessieren sich aber schon lange für die Huichol-Kultur. Es ist eine große Ehre für sie, dabei zu sein. Ziel ihrer Reise ist die 500 Kilometer entfernte Stadt Real de Catorce. Jede Huichol-Familie sollte sie mindestens einmal im Leben besucht haben, denn an diesem Ort begann dem Mythos nach alles Leben.
19.1., Arte, 23.30 Uhr: "Philosophie: Europas Zukunft - Gemeinsam oder im Alleingang"
Jeden Samstag lädt Arte zum Philosophieren ein. Der Philosoph und Moderator Raphaël Enthoven zieht eine Linie von der Vergangenheit zur Gegenwart und verbindet die Literatur der großen Philosophen mit aktuellem Zeitgeschehen. Heute will er von seinen Gästen wissen, ob ein geeintes Europa noch Utopie oder fast schon Realität ist, verrückter Traum oder sinnvolles Projekt, seelenlose Rechtsinstanz oder lebendige politische Herausforderung? Diesen Fragen widmen sich die deutsche Politikwissenschaftlerin Ulrike Beate Guérot und der französische Politiker und "Frexit"-Befürworter François Asselineau. Guérot ist Gründerin und Leiterin des Berliner Thinktanks European Democracy Lab, der sich der Zukunft der Demokratie in Europa widmet. Der französische Politiker Asselineau gründete 2007 die Partei Union Populaire Républicaine (UPR), die sich für den Austritt Frankreichs aus der EU, der Eurozone und der Nato einsetzt. Gemeinsam mit Enthoven diskutieren die beiden Gäste darüber, wie es den europäischen Staaten besser gelingt, ihre Souveränität zu sichern: allein oder gemeinsam?
20.1., ARD alpha, 21.30 Uhr: "Streetphilosophy: Strebe nach Macht!"
In dieser Folge von "Streetphilosophy" stellt sich Ronja von Rönne die Machtfrage: Wäre ihr Leben besser, wenn sie häufiger das Sagen hätte? Sollte sie nach Macht streben? Vielleicht lieber nicht, wenn das bedeutet, morgens früh raus zu müssen und jeden Tag 16 Stunden durchzuregieren, so wie es mächtige Politiker oder Wirtschaftsbosse tun. Was reizt Menschen überhaupt an Macht - und wie drückt sie sich aus? Mächtig ist, wer die richtigen Worte findet, wer mit seiner Rhetorik Massen begeistern kann. Ronja trifft Battle-Rapper Bong Teggy in Berlin-Kreuzberg. Bong Teggy beherrscht das Spiel mit der Sprache und zwingt seine Gegner mit originellen Beleidigungen in die Knie. Rhetorik kann einem Rapper dabei helfen, das Publikum auf seine Seite zu bringen, gegen die deutsche Bürokratie ist sie allerdings chancenlos. Im Wartesaal des Bürgeramts Neukölln lernt Ronja Demut, weil sie gegen die strukturelle Macht der Formulare und Dokumente nichts ausrichten kann. Frustriert belohnt sie sich mit einem Besuch bei ihrem Stamm-Italiener, wo sie sich von Mamma Angela durch ihr persönliches Reich, die Küche, führen lässt. Sie ist eine Monarchin, die über die richtige Zubereitung der Pasta wacht. Ihre Stellung als Familienoberhaupt ist unumstritten. Worauf beruht ihre Macht? Philosophin Jorinde erklärt Ronja, dass Macht heute längst nicht mehr so sichtbar ist wie früher noch, als die Könige Kronen und Zepter trugen. Sie zeigt sich vielmehr in der Art und Weise, wie wir uns benehmen, wie wir uns kleiden, wie wir uns gegenseitig beobachten und kontrollieren. Die Bürgermeisterin des brandenburgischen Bad Saarow hat dagegen noch ein sehr klassisches Verständnis von Macht. Ronja stellt fest: Machtverhältnisse finden wir in Liebesbeziehungen, der Politik, Wirtschaft und beinah jedem anderen sozialen Kontext. Darum kann man Macht im eigentlichen Sinn nicht ergreifen, denn sie ist immer Ausdruck einer Beziehung.
20.1., MDR. 23.05 Uhr: "Alles gut - Ankommen in Deutschland"
Im Spätsommer 2015 spalten drei Worte ein ganzes Land: "Wir schaffen das." Millionen Bundesbürger engagieren sich für Asylbewerber. Anderswo brennen die Flüchtlingsheime, die Fremdenfeindlichkeit nimmt zu und die Regierung streitet über Obergrenzen und Sprachkurse für Geflüchtete. Willkommenskultur stand gestern im Mittelpunkt, nun geht es um Integration und die Frage, wie sie gelingen kann. Der Dokumentarfilm erzählt von zwei Kindern, die zu dieser Zeit mit ihren Familien nach Deutschland kamen: Djaner, 7, aus Mazedonien und Ghofran, 11, aus Syrien. Ihre Flucht endete in Hamburg, im gutbürgerlichen Stadtteil Othmarschen. Pia-Luisa Lenz hat beobachtet, wie sich die beiden in ihrem neuen Leben zurechtfinden. Djaner ist mit seinem Bruder Mahmud und seiner depressiven Mutter vor Armut und Diskriminierung davon gelaufen. An seinem ersten Tag an einer deutschen Grundschule geht für den Roma-Jungen ein Traum in Erfüllung. In seiner Heimat bedeutete Schule für ihn Angst vor Schlägen. Hier will Djaner dazugehören, wie Hunderttausende andere Flüchtlingskinder, die in Deutschland plötzlich beschult werden. Ghofran hoffte anfangs, sie könne Deutschland bald wieder verlassen. Sie hört arabischen Hip-Hop und lebt in Gedanken weiter in Syrien, während ihr Vater Adel in Hamburg darum kämpft, für immer anzukommen. In der Schule, wo sie Deutsch lernt, begegnet Ghofran Mädchen, die alles dürfen. Was davon will sie annehmen, was ist sie bereit, dafür aufzugeben? Ein Jahr lang hat Lenz Djaner und Ghofran bei ihrer Suche nach sich selbst und einem neuen Leben begleitet. Die Perspektive der Kinder eröffnet einen neuen, unverstellten Blick auf die Integration Hunderttausender Geflüchteter und die Frage: Wie geben wir denen eine Heimat, die am dringendsten eine Zukunft brauchen?
20.1., ZDFinfo, 10.00 Uhr/20.15: "Der große Anfang - 500 Jahre Reformation"
In der dreiteiligen Dokumentation taucht Harald Lesch in die Welt Martin Luthers ein, in eine Zeit voller Widersprüche, ungeahnter Zusammenhänge und Weichenstellungen, die bis heute unser Leben bestimmen. Vor 500 Jahren verändert sich die Welt. Amerika wird entdeckt, der Buchdruck erfunden, Banken gewinnen an Macht, die Renaissance erreicht ihren Höhepunkt; es ist eine Zeit, in der sich der Mensch neu erfindet. Martin Luther findet sich unerwartet auf der großen Bühne der Weltpolitik wieder, bewundert, gefürchtet und verhasst. Denn er bringt das uralte Machtgefüge der katholischen Kirche ins Wanken und bereitet den Weg für ein neues Denken. Hinter der Reformation versammeln sich mächtige Protagonisten dieser Zeit. Für sie kommt der rebellische Mönch aus Wittenberg wie gerufen. Luther wird zur Galionsfigur der Erneuerer und zum Feindbild des Papstes. Denn die Thesen Martin Luthers vom Oktober 1517 markieren den Beginn einer Revolution, durch die sich für die Menschen viel mehr ändert als nur das Verhältnis zur Kirche. Die Dokumentation schlägt einen Bogen von der Zeit der Renaissance bis heute. Lesch zeigt, wie die Folgen der Reformation unsere Welt bis heute prägen. Warum zum Beispiel gibt es in Deutschland Bundesländer? Ist es Zufall, dass es bis heute nur einen einzigen katholischen US-Präsidenten gab? Und wieso trägt der berühmte Bürgerrechtler Martin Luther King Jr. den Reformator sogar in seinem Namen? ZDFinfo zeigt die drei Teile hintereinander.
20.1., ZDFinfo, 22.30 Uhr: "Die Inquisition"
Der Begriff Inquisition steht heute für eine der brutalsten Terrororganisationen der Geschichte. Mit ihrer Hilfe versetzten Kirche, Kaiser und Könige seit dem Hochmittelalter Europa in Angst und Schrecken. Die Reihe "Inquisition" zeigt, wie und warum religiöse Fanatiker und Psychopathen im Namen des Christentums ungestraft und mancherorts jahrhundertelang massenhaft foltern und morden konnten. Es geht um Täter und Opfer, um gnadenlose Gerichtsverfahren und grausame Strafen, kurz: um Leben und Tod. Die vierteilige Reihe startet mit einer Dokumentation über die religiöse Verfolgung in England. Sie beginnt, als Heinrich VIII. sich 1534 von der katholischen Kirche lossagt und die Church of England gründet. Viele Katholiken werden verhaftet und exekutiert. Seine Tochter Mary I. vollzieht eine schicksalhafte Wende. Während ihrer kurzen Regentschaft werden nun Protestanten wegen Ketzerei hingerichtet. Unter Elizabeth I. sind erneut die Katholiken das Ziel der Verfolgung. Die Templer wiederum gehören zu den einflussreichsten Ritterorden des Mittelalters. Ihre Macht war dem französischen König zu groß. Gnadenlos ließ er sie verfolgen, foltern und umbringen. Als willfährige Helfer erwiesen sich die Vertreter der Inquisition. Sie bezichtigten die Gotteskrieger der Ketzerei und Verderbtheit. Ähnlich lauten die Vorwürfe gegen die in Südfrankreich lebenden Katharer. Auch hier schreiten die Inquisitoren zu blutiger Tat. In den weiteren Teilen geht es unter anderem um die Ketzerverfolgung Ende des 15. Jahrhunderts in Spanien, der vor allem Juden und Moslems zum Opfer fielen.
21.1., ARD, 22.45 Uhr: "Das Märchen von der Inklusion"
Kinder mit und ohne Behinderung lernen zusammen in einer Schule. Jeder Mensch kann überall dabei sein, am Arbeitsplatz, beim Wohnen oder in der Freizeit: Das ist Inklusion. Eine Idee, so schön wie ein Märchen. 2009 hat Deutschland hat die UN-Behindertenrechtskonvention unterschrieben. Einige Bundesländer haben die Inklusion in der Schule radikal umgesetzt. In Bremen beispielsweise, besuchen jetzt über 80 Prozent aller Kinder mit Behinderung eine Schule zusammen mit Kindern ohne Behinderung. Doch ob das so märchenhaft ist, wie es klingt, darüber gibt es große Uneinigkeit. Hanna Möllers stellt in ihrem Film unter anderem die zehnjährige Nike vor. Auf der Regelschule wurde das Mädchen mit Down-Syndrom von Mitschülern ausgegrenzt, ihre Mutter schickte sie lieber wieder auf eine private Förderschule. Amelie ist 14 Jahre alt, lebt mit Down-Syndrom und besucht eine Gesamtschule. Sie fühlt sich wohl dort, will später Fotografin oder Tierwirtin werden. Das sollte möglich sein, denken auch Eltern, Mitschüler und Lehrer. Doch selbst wenn die Inklusion an deutschen Schulen teilweise vorankommt, hat sich auf dem Arbeitsmarkt kaum etwas getan. Spätestens nach der zehnten Klasse endet, egal in welchem Bundesland, das inklusive Miteinander. Lukas möchte Lokführer werden. Der geistig behinderte 18-Jährige war auf einer inklusiven Schule, aber anschließend bleibt ihm nur der Weg in eine Werkstatt für Menschen mit Behinderung. Ganze 67 Euro im Monat verdient er dort. Selbstbestimmt leben kann er davon nicht. Nur knapp ein Prozent beträgt die Vermittlungsquote von Menschen aus einer Werkstatt auf den Arbeitsmarkt. Zwar sind Unternehmen in Deutschland verpflichtet, eine Fünf-Prozent-Schwerbehindertenquote einzuhalten, doch sie können sich freikaufen; über 60 Prozent der Unternehmen tun das auch. Eine höhere Strafabgabe lehnen Politik und Wirtschaft rigoros ab. Das gute Beispiel soll die Arbeitgeber überzeugen, künftig mehr Menschen mit Behinderung einzustellen, doch in den letzten zehn Jahren hat das an den niedrigen Zahlen kaum etwas geändert. Menschen mit Behinderung, Eltern, Lehrer, Arbeitgeber und Politiker zeichnen in Möllers’ Film das Bild einer zerrissenen Republik. Ist die inklusive Gesellschaft ein unerreichbares Ideal? Oder braucht sie einfach noch mehr Zeit? Zehn Jahre Inklusion: eine ernüchternde Bestandsaufnahme.
21.1., 3sat, 23.50 Uhr: "37 Grad: Meine Mutter, mein Sorgenkind"
Die Altersarmut in Deutschland nimmt zu. Heute gilt jeder sechste Rentner als arm: vor allem Senioren, die nicht durchgängig gearbeitet haben. Das stellt Familien vor Herausforderungen, denn wenn die Rente nicht reicht, sind die Kinder gefragt. Birthe Jessen zeigt in ihrer Reportage, dass die Kinder oft mit eigenen Problemen zu kämpfen haben; und dass es vielen Eltern nicht leicht fällt, die Hilfe überhaupt anzunehmen. Christiane studierte noch, als der Hilferuf ihrer Mutter kam. Sie war erschüttert, denn bis dahin kannte sie die Mutter immer nur als starke Frau. Giesela, heute 66, war Geschäftsführerin einer Restaurantkette, stand mitten im Leben, als ein Herzinfarkt sie aus der Bahn warf. Kurz darauf ging ihre Ehe in die Brüche, und die damals 53-Jährige fiel psychisch und finanziell in ein tiefes Loch. Christiane holte sie zu sich, kümmerte sich um ihre Gesundheit, organisierte eine kleine Wohnung und gebrauchte Möbel: "Es ist wie ein Rollenwechsel. Ich bin jetzt die Mutter, sie das Kind." Sebastian setzt gerade alles daran, seine Mutter von Neumünster zu sich nach Essen zu holen. Die Frau lebt von 750 Euro Rente im Monat; das reicht zum Überleben, aber nicht zum Leben. Sie war Taxifahrerin und hat einen kaputten Rücken, deshalb kann sie keinen Nebenjob annehmen. Und dass sie zwischendurch ihre vier Kinder großgezogen hat, rächt sich jetzt in Form einer niedrigen Rente. Frauen, die wegen der Kinder nicht voll gearbeitet haben, rutschen häufiger in die Armut als Männer. In den nächsten Jahren könnte jede dritte alleinstehende Frau, die in Rente geht, auf zusätzliche finanzielle Unterstützung angewiesen sein, so die Schätzungen einer Studie der Bertelsmann Stiftung. Connys Mutter wuchs in der DDR auf und arbeitete in einer Fabrik, ein typisches Nachkriegskind, das in ärmlichen Verhältnissen groß geworden ist. Conny würde sie gerne unterstützen, aber die Mutter lässt sich nicht gerne helfen. Auch wenn Krisen nicht ausbleiben: In vielen Fällen ist der Rollentausch auch die Chance für einen Neubeginn in der Beziehung.
22.1., ZDF, 22.15 Uhr: "37 Grad: Mit 100 ist noch nicht Schluss"
Die Lebenserwartung steigt und damit auch die Hoffnung auf gute Jahre im Alter. Gab es im Jahr 2000 noch knapp 6.000 Hundertjährige in Deutschland, waren es 2017 schon fast drei Mal so viele. Yves Schurzmann hat drei Menschen, die über 100 Jahre alt sind, in ihrem Alltag begleitet.
Hildegard Lehmann ist 102 und lebt in Berlin. "Rollatoren sind was für alte Leute!", sagt sie und benutzt lieber ihren Gehstock. Wenn der Bürgermeister zum Stadtteil-Spaziergang in Berlin-Charlottenburg ruft, ist sie mit dabei. Groß geworden ist sie in einer Eisenbahnerfamilie. Deshalb fährt sie mindestens ein Mal im Jahr zum Eisenbahnmuseum in ihrem Geburtsort Falkenberg/Elster in der Lausitz. Dort wird die "Eisenbahn-Omi" jedes Mal mit allen Ehren begrüßt. Bekannt ist sie auch auf den Berliner Rollschuh- und Eislaufbahnen, denn das war immer ihre ganz große Leidenschaft. Auch wenn sie selbst nicht mehr auf Rollen oder Kufen stehen kann, lässt sie sich keine Meisterschaft oder Eislaufgala in ihrem Eisstadion entgehen. Etwas jünger ist mit 100 Jahren Hermann Körber aus dem fränkischen Kleinheubach. Der ehemalige Landwirt hat ein arbeitsreiches Leben hinter sich. Auch er war immer viel in Bewegung, und das soll auch so bleiben. Weil er nicht mehr so gut laufen kann, ist er jeden Tag mit seinem Elektromobil unterwegs. Am Vormittag und am Nachmittag dreht er seine Runden, macht ein bisschen Gartenarbeit oder trinkt ein Schnäpschen mit den Nachbarn. Schurzmann begleitet ihn an einem ganz besonderen Tag: Mit Ehefrau Eleonore fährt er am Hochzeitstag noch einmal an den Ort, an dem sich beide zum ersten Mal begegnet sind. Die Älteste der drei Protagonisten ist Inge Wolf mit 103 Jahren. Jeden Dienstag geht sie ins Fitnessstudio. Frau Wolf nimmt sich jeden Tag etwas vor, das hält sie fit. Sie legt seit jeher Wert darauf, gepflegt und schick auszusehen. Als junges Mädchen wurde sie zum ersten Mal von einem Fotografen porträtiert. Über 80 Jahre später steht sie noch einmal als Model vor der Kamera. Schurzmann zeigt drei Menschen voller Tatkraft, Humor und Lebenserfahrung. Auch wenn alles nicht mehr so leicht ist, mischen sie sich ins Leben ein. Der Film zeigt, wie sie das in diesem hohen Alter noch schaffen.
23.1., 3sat, 20.15 Uhr: "Todeszug in die Freiheit"
Der Film von Andrea Mocellin und Thomas Muggenthaler erzählt die einzigartige Geschichte eines Transports in den letzten Kriegstagen im Frühjahr 1945. Die Tour ging vom KZ-Außenlager Leitmeritz, dem größten Außenlager des KZ Flossenbürg, in Richtung des KZ Mauthausen, dem größten deutschen Konzentrationslager auf dem Gebiet Österreichs. Unter deutscher Besatzung lief die Route für den Transport durch das damalige Protektorat Böhmen und Mähren. Um eine Befreiung der Konzentrationslager durch die heranrückenden Alliierten zu verhindern, fanden solche von der SS organisierten und bewachten Gefangenentransporte zu der Zeit überall statt; auch auf dem Gebiet des Deutschen Reiches. Doch anders als dort unternimmt die tschechische Bevölkerung alles, um so viele Menschen wie möglich aus dem Todestransport zu befreien oder sie durch Versorgung mit Nahrung und Medikamenten zu retten. Die Einheimischen handeln mutig und von Station zu Station organisierter - und mit großem Erfolg. Nur wenige sind Widerstandskämpfer. Es gelingt der Bevölkerung, rund 1.500 von circa 4.000 Häftlingen zu befreien und den anderen durch ihr beherztes Eingreifen bessere Überlebenschancen zu sichern. Am Ende wird der Zug sogar noch mit Waffengewalt befreit. Einzigartig ist nicht nur die Geschichte, sondern auch das Filmmaterial und die Fotos, mit denen die Tschechen damals das Geschehen dokumentiert haben. Jahrelang haben Mocellin und Muggenthaler, die für den Film "Verbrechen Liebe" mit dem Bayerischen Fernsehpreis ausgezeichnet wurden, diese Geschichte recherchiert. Es ist ihnen gelungen, zahlreiche Zeitzeugen zu finden: Menschen, die damals in den Waggons um ihr Leben bangten, aber auch viele tschechische Helfer.
23.1., 3sat, 21.00 Uhr: "Nicht Rache, sondern Gerechtigkeit"
Die Geschichte von Beate und Serge Klarsfeld ist eine deutsch-französische Geschichte der ganz besonderen Art. Frank Gutermuth erzählt sie in seinem Film über eine außergewöhnliche Liebe und einen jahrzehntelangen Kampf gegen das Vergessen und für Gerechtigkeit. Der Kampf beginnt 1968 mit einer Ohrfeige für Kurt Georg Kiesinger, mit der Beate Klarsfeld die NS-Vergangenheit des deutschen Bundeskanzlers bekannt macht. Für die junge deutsche Frau und ihren französischen Mann Serge, dessen Vater als Jude in Auschwitz ermordet wurde, ist es unerträglich, dass ehemalige NS-Funktionsträger in der Bundesrepublik politische Karriere machen. Sie wollen die verdrängte nationalsozialistische Vergangenheit öffentlich machen; und sie wollen NS-Täter, die unbehelligt in der Bundesrepublik leben, zur Verantwortung ziehen. Die Klarsfelds werden zu den bekanntesten Nazi-Jägern in Europa. In Frankreich decken sie die Beteiligung der französischen Behörden an den Judendeportationen während des Zweiten Weltkriegs auf. Gegen massiven Widerstand und mit äußerster Beharrlichkeit setzen sie den Prozess gegen den ehemaligen Politiker und Kollaborateur Maurice Papon durch. Lange galten die beiden als Nestbeschmutzer und wurden nicht ernst genommen, heute sind sie sowohl in Frankreich als auch in Deutschland als moralische Instanz anerkannt und werden geehrt. Und auch heute kämpfen die beiden noch: vor allem gegen das Erstarken des Antisemitismus in Frankreich. Sie mischen sich ein, wenn Populisten gegen Juden hetzen, und sorgen dafür, dass sie sich vor Gericht verantworten müssen. Ihr Kampf ist noch nicht zu Ende.
23.1., BR, 19.00 Uhr: "Stationen: Gleiches Recht für Frauen?"
Viele leisteten erbitterte Gegenwehr: Frauenrechtlerinnen wurden als hässliche Mannweiber karikiert und die Mitglieder des Antifeministenbunds sahen die gesamte zivilisierte Welt in Gefahr. Doch nach der Novemberrevolution wurde den Frauen endlich das Wahlrecht zugestanden, am 19. Januar 1919 konnten sie es erstmals bei der Wahl zur Deutschen Nationalversammlung nutzen. Ein langer Kampf der Frauenbewegung war dem vorausgegangen. Ist also seitdem alles in Butter mit den Rechten der Frau? Wie ging es weiter mit der Geschlechtergerechtigkeit in Deutschland? Wie steht es heute darum, auch und gerade in den Kirchen und Religionsgemeinschaften? Moderatorin Irene Esmann stellt viele Fragen - und bekommt einige Antworten
24.1., WDR, 22.40 Uhr: "Menschen hautnah: Kenos kurzes Leben"
Im Frühjahr 2010 trifft Autor Jan Schmitt den achtjährigen Keno und seine Mutter Karin zum ersten Mal. Wenige Wochen zuvor hat sie die Prognose bekommen: In spätestens drei Jahren soll Keno tot sein. Ihr Kind, das bislang ganz normal lebte, lernte, spielte. Alles fängt mit einem Schielen an, dann sinken die Leistungen des Jungen in der Schule. Keno wird an den Augen operiert, aber sein Zustand verschlechtert sich weiter. Es folgen Untersuchungen, Tests. Schließlich kommt heraus, dass er an Adrenoleukodystrophie leidet. Die extrem seltene Erbkrankheit führt dazu, dass Kinder nach und nach nicht mehr sehen, hören und sprechen können. Sie verlieren alle Sinne und Fähigkeiten, können sich immer weniger bewegen, werden ans Bett gefesselt. Auch Keno wird sich verkapseln, tief in sich selbst. Seine Mutter erhält Hilfe von einem Kinderpalliativteam. Die Ärzte und Pfleger versorgen Keno, sie sind rund um die Uhr erreichbar. Ohne sie könnte Keno nicht zuhause bleiben. Nur wenige Eltern in Deutschland haben damals diese Unterstützung. Schmitt begleitet Keno und seine Familie jahrelang, in leichten und schweren Momenten, wenn die Krankheit kurz vergessen wird und wenn sie unbarmherzig ihr Gesicht zeigt. In eindrucksvoller Offenheit berichtet seine Mutter von ihren inneren Kämpfen. Sie spricht vom Sterben und beschreibt dabei, was das Leben eigentlich ausmacht. Der Film zeigt, wie sehr Eltern sterbender Kinder auf Hilfe angewiesen sind und welch ein Glück es bedeutet, in den Genuss dieser Hilfe zu kommen, eine Hilfe, auf die eigentlich jeder ein Recht hat. Kenos Sterben wird eine Reise, die für alle viel länger dauert als ursprünglich vermutet und die seiner Mutter alle Kraft abverlangt.
25.1., ARD alpha, 21.00 Uhr: ""Shalom! Hier bin ich geboren..."
Sie kommen auf Einladung der österreichischen Regierung: siebzig in Österreich geborene Zeitzeugen, die den Holocaust überlebt haben und nun nach vielen Jahren wieder aus Israel anreisen, um für einige Tage im November ihre vormalige Heimat, Familiengräber sowie Orte der persönlichen Erinnerung zu besuchen. Darüber hinaus wird es Begegnungen mit Schülerinnen und Schülern geben, mit der Israelitischen Kultusgemeinde, Stadtführungen, Besuche von Museen sowie des Wiener Stadttempels. Gleichzeitig plant die Stadt Wien im Rahmen eines Gedenkjahres an die Ereignisse der Pogromnacht im Jahr 1938 Licht-Installationen in mehreren Wiener Stadtteilen, die an die Schrecken jener Nacht und an die anschließenden Deportationen der Wiener Juden vor allem ins KZ Dachau erinnern sollen.
25.1., ZDFinfo, 20.15 Uhr: "Exodus? Eine Geschichte der Juden in Europa"
Der Historiker Christopher Clark ist auf dem Weg zu bedeutenden Schauplätzen in Europa und im Nahen Osten, er sucht nach Zeugnissen jüdischer Geschichte und antisemitischer Verfolgung. Auf seiner Spurensuche spannt er den Bogen von der Vergangenheit zur Gegenwart. Die Geschichte der Juden ist nicht nur eine der Verfolgung. Gero von Boehm beschreibt in seiner Dokumentation auch die Errungenschaften, mit denen das Judentum Europas Kultur bereichert hat. In ihren europäischen Heimatländern haben Juden erheblich zur Blüte der Kunst, des Geisteslebens, der Wissenschaft und Wirtschaft beigetragen. Clarks Zeitreise zeigt, welche Traditionen das Judentum in Europa hinterlassen und welche Werte es geprägt hat. In dem Film geht es aber auch um eine Momentaufnahme des Antisemitismus in Europa und um die Darstellung seiner Traditionen. Warum werden Juden immer wieder Opfer von Angriffen? Wo ist jüdisches Leben unangefochten und unbehelligt? 80 Jahre nach den Novemberpogromen 1938 und mit Blick auf aktuelle antisemitische Vorfälle geht Christopher Clark diesen Fragen nach. Der Historiker spricht mit Betroffenen, Angehörigen jüdischer Gemeinden, Zeitzeugen sowie mit gesellschaftlichen und politischen Akteuren, die sich heute um Verständigung bemühen und begibt sich an Brennpunkte, wo gegenwärtig antisemitische Parolen laut werden.