Vielen Menschen hätte es sicher gut getan, wenn sie als Kinder in der Gemeinschaft und mit mehr Kenntnis für die Inhalte und Ausdrucksformen verschiedener Religionen groß geworden wären, sagte der evangelische Regionalbischof Dieter Rathing. "Manch beschämende Unkenntnis, manch dummes Vorurteil wäre wohl nicht in den Köpfen."
Von August an betreuen in den Räumen einer früheren katholischen Kindertagesstätte vier Erzieherinnen insgesamt 15 Kinder, die etwa je zur Hälfte aus muslimischen und christlichen Familien stammen. Ein ähnliches Projekt sei bislang nur in Berlin geplant. Dort soll den Angaben zufolge im Jahr 2021 eine christlich-jüdisch-muslimische Kindertagesstätte eröffnen. Eine feste jüdische Gemeinde, die sich ebenfalls beteiligen könnte, gebe es allerdings in Gifhorn nicht.
Die Kita-Leiterin Linda Minkus sagte, in der Einrichtung solle eine Atmosphäre entstehen, in der sich Kinder verschiedenen Glaubens mit gegenseitiger Anerkennung begegnen und voneinander lernen könnten. Dafür sei es nötig, dass die Kinder eine eigene Identität herausbilden und sich des Unterschieds zu anderen Menschen bewusst werden, ohne diesen feindlich gegenüberzustehen. "Dazu gehört auch, religiöse Zugehörigkeit aufgrund von äußeren Merkmalen wahrzunehmen und bewusst zu thematisieren."
Zu den Trägern des Projekts zählt den Angaben zufolge die katholische Pfarrei St. Altfrid, die türkisch-islamische Gemeinde zu Gifhorn und die evangelische Dachstiftung Diakonie.