Wenn Jesus nachfolgen lebensgefährlich wird

Open Doors Bericht über Christin Maria in Tunesien.
Foto: Open Doors
Open Doors berichtet über die Christin Maria aus Tunesien, die wegen ihres Glaubens von ihrer muslimischen Familie drangsaliert und verstoßen wurde.
Wenn Jesus nachfolgen lebensgefährlich wird
Die Geschichte von Maria aus Tunesien
Einmal Muslima - immer Muslima: Gegen diese Auffassung hat Maria aus Tunesien verstoßen, als sie Christin wurde. Konvertiten müssen sich entscheiden - im schlimmsten Fall gegen die eigene Familie.

Tunesien mit seiner Küste am Mittelmeer ist auch bei deutschen Urlaubern beliebt. Wer jedoch in dem nordafrikanischen Staat zum Glauben an Jesus Christus kommt, lebt potentiell gefährlich. Etwa 23.800 Christen leben in dem islamischen Land mit einer Bevölkerung von 11,5 Millionen. Die Verfassung garantiert zwar Religionsfreiheit und Christen werden von staatlicher Seite nicht direkt verfolgt, doch den Islam zu verlassen, gilt als Verrat an der Gemeinschaft der Muslime und als Beschmutzung der Familienehre. Einmal Muslim – immer Muslim! Christen muslimischer Herkunft werden vor allem durch die eigene Verwandtschaft bedroht und diskriminiert. Wer sich für den Glauben an Jesus entscheidet, steht deshalb oft vor einer schwierigen Entscheidung: Für die Familie bedeutet gegen Jesus. Für Jesus heißt jedoch, eventuell alles zu verlieren, was einem lieb und teuer ist. So erging es auch Maria (aus Sicherheitsgründen wird hier nicht ihr richtiger Name genannt).

Maria ist 24 Jahre alt und stammt aus einer muslimischen Familie. Um die Familie sowie Freunde und Studium kreiste bis vor kurzem ihr ganzes Leben. Muslima zu sein war für sie selbstverständlich. Vom christlichen Glauben wusste sie kaum etwas, als ihr eines Tages jemand, den sie bereits seit Jahre kannte, über das Internet ein Video schickte und das Evangelium von Jesus Christus vorstellte. "Das war für mich haram (unrein)", erklärt sie, "ich wollte davon nichts hören." Später stieß sie auf eine Fernsehdokumentation über Christen in Tunesien und erfuhr zu ihrer Überraschung, dass es tatsächlich christliche Gemeinden in ihrem Land gibt. Als Maria später über ein soziales Netzwerk eine Freundschaftsanfrage von einem konvertierten Christen erhielt, war sie neugierig und ging darauf ein. Sie erfuhr mehr über den Glauben der Christen und lernte einige weitere kennen. Jemand schenkte ihr eine Bibel. "An diesem Tag fing ich an, darin zu lesen. Und von morgens bis abends war ich in der Bibliothek. Über Skype und Chat-Rooms konnte ich mit ehemaligen Muslimen sprechen, die Christen geworden waren."

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Youtube-Video: Open Doors

Maria verstand immer besser, was es bedeutet, Christ zu sein. Doch sie zögerte mit einer endgültigen Entscheidung. Dann hatte sie eines Nachts starke Kopfschmerzen, also betete sie. "Ich betete allein und bat Jesus, in mein Leben zu kommen. Ich habe sehr geweint. Nach dem Beten waren meine Kopfschmerzen verschwunden." Nach dieser Entscheidung für Jesus begann Maria, in der Hauptstadt Tunis zur Kirche zu gehen, und besuchte Gebetstreffen und Bibelstunden. "Zu der Zeit habe ich mich noch verschleiert, auch wenn ich zur Kirche ging, sogar im Gottesdienst."

Und trotzdem entdeckte ihre Familie nach wenigen Wochen, dass sie Christin geworden war. Ihr Bruder hatte Verdacht geschöpft, weil sie auf Facebook einen Bibelvers gepostet hatte: "Der Herr ist mein Hirte." Er fragte sie danach und sie wich aus, doch dann fragte er direkt, ob sie noch Muslima sei. "Hier konnte ich nicht lügen. Ich konnte nicht einmal das Wort ‚Christ‘ zu Ende sprechen, als er schon aufgelegt hatte. Darauf rief mich mein anderer Bruder an, beschimpfte mich und befahl mir, sofort nach Hause zu kommen, sonst würde er mich umbringen." Maria rief befreundete Christen an und bat, dass sie für sie beteten. Trotz der drohenden Gefahr ging sie nach Hause. Ihre Mutter und Geschwister waren außer sich vor Zorn und begannen sie zu schlagen. Ihr Vater nahm sie zunächst in Schutz, doch dann schlug auch er sie. Er schrie sie an: "Du bist Christin?! Das ist ein Skandal, eine Schande. Du zerstörst unsere Familie!" Ihre Mutter wendete sich von ihr ab und sagte Maria, sie sei nicht mehr ihre Tochter. Maria wurde verboten, zur Universität zu gehen, sie wurde weiter verprügelt und dann eingesperrt.

Auf der Flucht

Am nächsten Tag, immer noch eingeschlossen, saß Maria auf dem Bett und sang leise. "Das Lied lautete: ‚Höre mein Schreien, erhöre mich …‘ Dann spürte ich plötzlich, wie die Matratze so nach unten gedrückt wurde, als würde sich jemand zu mir setzen. Aber die Tür des Zimmers war ja noch immer geschlossen. Ich dachte, vielleicht bilde ich mir das ein, und schaute mich um. Da war nichts zu sehen. Dann hörte ich eine Stimme: ‚Sage nicht, du bist allein. Ich bin immer bei dir.‘ Ich war glücklich und fühlte mich stark." Zwei Tage später betete Maria erneut: "Wenn du willst, dass ich von meiner Familie weggehe, dann öffne die Tür." Ihr Bruder hatte sie gewarnt, dass sie das Zimmer nicht verlassen durfte, doch dann kam überraschend ihre Mutter ins Zimmer und sagte ihr, sie würden gemeinsam ihre Tante besuchen. Von dort aus konnte Maria fliehen.

Maria suchte Unterschlupf bei Christen in Tunis, wo sie aufgenommen wurde. Nach zehn Tagen jedoch wurde sie von ihrem Schwager ausfindig gemacht. Er überredete sie, zur Familie zurückzukommen, indem er ihr versicherte, dass Marias Familie ihre Entscheidung für Jesus akzeptiert hätte. Maria glaubte ihm. Doch nach fünf Tagen bei ihrer Familie bedrängten ihre Angehörigen sie erneut, zum Islam zurückzukehren. Weil sie sich weigerte, nahmen sie ihr Handy, Ausweis und alle Dokumente weg und beschimpften und beleidigten sie. Nach wenigen Tagen gelang ihr zum zweiten Mal die Flucht.

Die Ablehnung seitens ihrer Familie machte Maria sehr zu schaffen. Mit ihrer Schwester hatte sie zwar telefonisch Kontakt, doch wenn sie am Telefon nach ihrer Mutter verlangte, wollte die nicht mit ihr sprechen. "Einmal beim Telefonieren stellte meine Schwester den Lautsprecher an und ich sagte zu meiner Mutter: ‚Ich vermisse dich.‘ Aber sie antwortete nur: ‚Ich werde dich nie vermissen. Du bist Christin. Du bist nicht meine Tochter. Wenn du weiter an deinen Jesus glaubst und zu Jesus betest, dann vergiss uns.‘" Auch Marias Bruder fand deutliche Worte: "Wenn du Christin bleiben willst, dann hast du keinen Platz mehr bei uns."

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"Ich habe sehr schwere Zeiten durchgemacht. Manchmal dachte ich, ich habe keine Kraft mehr, um durchzuhalten", berichtet Maria. Doch sie betet für ihre Familie: "Sie verstehen nicht, dass ich sie liebe, ganz gleich, was sie gesagt oder mir angetan haben. Ich vergebe ihnen. Ich liebe sie – sie kennen das Licht nicht, sie leben in der Dunkelheit." Sie hat aber auch erfahren, wie Jesus ihre Gebete beantwortet hat. "Gerade wenn niemand da war, um mir zu helfen, habe ich mich an Jesus gewandt." Dringend bittet sie um Gebet für die junge Kirche in Tunesien, die aus ehemaligen Muslimen besteht, die Christen geworden sind. "Wir müssen sie begleiten und ihnen helfen, dass sie wachsen und heil werden von den Verletzungen durch ihre Familien und ihre Vergangenheit. Betet besonders für die jungen Christinnen in Tunesien."

Dieses Testimonial wurde von Open Doors verfasst und evangelisch.de zur Verfügung gestellt.