Online-Datenbank zu Pharmazahlungen an Ärzte veröffentlicht

Online-Datenbank zu Pharmazahlungen an Ärzte veröffentlicht
Die Namen von 20.000 Ärzten in Deutschland, die Geld von der Pharmaindustrie erhalten haben, sind seit Donnerstag in einer Online-Datenbank öffentlich.

Hamburg (epd). Die Datenbank basiert auf Daten des Vereins "Freiwillige Selbstkontrolle der Arzneimittelindustrie" (FSA). Aufbereitet wurden die Daten von "Spiegel Online" und dem Rechercheverbund Correctiv, wie beide gemeinsam in Hamburg mitteilten. Jeder Internetnutzer kann in der Datenbank unter "correctiv.org/euros" Ärzte nach Namen, Ort und Postleitzahl suchen.

Ärzte stimmten Veröffentlichung zu

Laut FSA verteilten ihre 54 größten Mitglieder im Jahr 2015 insgesamt 575 Millionen Euro. Nach Berechnungen von "Spiegel Online" und Correctiv floss das Geld an 71.000 Ärzte und Fachkreisangehörige sowie 6.200 medizinische Einrichtungen. Rund 20.000 Ärzte stimmten der Veröffentlichung ihrer Namen zu.

119 Millionen Euro zahlten die Pharmafirmen laut FSA für Vortragshonorare, Fortbildungsveranstaltungen und Reisespesen an Ärzte. Im Schnitt flossen aus diesem Topf rund 1.646 Euro an jeden der 71.000 Ärzte. Hinzu kommen insgesamt 366 Millionen Euro als Honorar für Anwendungsbeobachtungen und andere medizinische Studien, zu denen die Firmen keine detaillierte Angaben machen.

Gröhe plant keine weiteren Gesetze

Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) sagte Correctiv, neben den bereits bestehenden gesetzlichen Regelungen zur Transparenz und Korruptionsbekämpfung seien "zurzeit keine weiteren Gesetze geplant". Maßnahmen nach dem Vorbild der USA, wo alle Pharmaunternehmen gesetzlich verpflichtet sind, Summe und Namen der Ärzte zu veröffentlichen, lehnt Gröhe ab. Die Regelungen ständen in der Kritik, weil sie geeignet seien, aufgrund der kontextlosen Darstellung der Zahlungen, Ärzte und Unternehmen grundsätzlich unter den Verdacht der Korruption zu stellen.

Klaus Lieb, Mitglied der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ), nannte es enttäuschend, dass nur 29 Prozent der Ärzte einer Veröffentlichung ihres Namens zugestimmt haben. "Transparenz sieht anders aus", sagte Lieb. "Wir Ärzte haben bezüglich Interessenskonflikten einen blinden Fleck", kritisiert der Mediziner.