Im Interview mit dem Rogate-Kloster Sankt Michael zu Berlin sagte Bünker: "Mit Stacheldraht bewehrte Grenzen und die Rede von einer 'Festung' Europa, die es zu sichern gilt, widersprechen nicht nur christlichen Grundüberzeugungen, sondern auch den Grundwerten der Europäischen Union (EU)."
Der Bischof der Evangelischen Kirche A.B. in Österreich sagte, die Herausforderungen dieser Tage, wie Flucht und Migration, Klimawandel und Wirtschaftskrise, könnten nicht auf der Ebene der Nationalstaaten gelöst werden. "Populistische Kräfte in vielen Ländern versuchen, diese Fiktion aufrecht zu erhalten und daraus politisches Kapital zu schlagen." Es brauche aber das solidarische Zusammenwirken aller, zu dem sich die Staaten der EU auch auf verbindlicher rechtlicher Grundlage verpflichtet haben.
Er lobte den Umgang der Österreicher mit den vielen Menschen, die täglich kommen und errinnerte an die Flüchtlingskrisen der Vergangenheit (1956 Ungarn; 1992 Bosnien), die zeigten, dass Österreich in der Lage sei, es zu schaffen. Er wies darauf hin, dass Österreich gemessen an seiner Gesamtbevölkerung gleich viele geflüchtete Menschen aufnehme wie Deutschland.
Die Evangelischen, die in Österreich nur rund drei Prozent der Bevölkerung ausmachen, betreuten und begleiteten in überproportionaler Weise Menschen, die auf der Flucht sind. "Unsere Kirche nimmt einiges an Geld in die Hand, um diese Zusammenarbeit zu unterstützen und weiter auszubauen und zu fördern", sagte er und merkte an, dass die Gemeinschaft der Kirchen auch international von Bedeutung sei. "Ihr Einsatz für ein friedliches Zusammenleben bei Respekt vor den Unterschieden wird zunehmend gefragt sein", sagte Bünker.
Jede Kirche solle sich fragen, wie gut sie darauf vorbereitet ist, die Werte, die sie aufgrund der biblischen Botschaft zu vertreten hat, weiterzugeben. "Jesus sagt: Was ihr dem Geringsten getan habt, das habt ihr mir getan (Matthäus 25, 40b)."