Kirchentag dringt auf Hilfe für Flüchtlinge

Kirchentag dringt auf Hilfe für Flüchtlinge
Selten habe ein Kirchentag zu einer Zeit stattgefunden, die mehr von Kriegen, Terror und Flucht geprägt gewesen sei
Der evangelische Kirchentag dringt auf ein Ende des Flüchtlingssterbens im Mittelmeer. Kirchentagspräsident Andreas Barner sagte am Samstag in Stuttgart, Flüchtlinge erlitten unermessliches Leid. Es müsse andere Wege geben, Asylsuchende nicht der Lebensgefahr einer Bootsüberfahrt auf miserablen Schiffen über das Mittelmeer auszusetzen.

Selten habe ein Kirchentag zu einer Zeit stattgefunden, die mehr von Kriegen, Terror und Flucht geprägt gewesen sei, sagte Barner, der als Vorsitzender der Unternehmensleitung an der Spitze des Pharmaherstellers Boehringer Ingelheim steht. Er verwies auf eine Resolution des am Sonntag zu Ende gehenden Kirchentages, die eine umfassende Seenotrettung im Mittelmeer und legale Wege nach Europa fordert. In Deutschland wiederum müssten Menschen willkommen geheißen werden, die Hilfe brauchen.



Die Generalsekretärin des Kirchentages, Ellen Ueberschär, sagte, eine neue Nachdenklichkeit sei in den Kirchentag eingezogen. Komplexe Themen würden diskutiert, ohne sich zu einfachen Antworten verführen zu lassen. Der gastgebende württembergische Landesbischof Frank Otfried July bilanzierte, das Protestantentreffen habe gezeigt, das Christen bei der Gestaltung von Zusammenleben vor- und mitdenken wollen.

Der 35. Deutsche Evangelische Kirchentag in Stuttgart zählte rund 97.000 Dauerteilnehmer. Zahlreiche deutsche Spitzenpolitiker wie Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Bundespräsident Joachim Gauck nahmen an Diskussionsrunden teil, aber auch internationale Gäste wie der indische Friedensnobelpreisträger Kailash Satyarthi und Ex-UN-Generalsekretär Kofi Annan kamen nach Stuttgart. Der nächste evangelische Kirchentag in zwei Jahren findet in Berlin und Wittenberg statt. Er ist eng verknüpft mit den Feiern zum 500. Reformationsjubiläum, die an die Veröffentlichung der 95 kirchenkritischen Thesen durch den Reformator Martin Luther im Jahr 1517 erinnern.