In der evangelischen Kirche sind zum Auftakt der Synodentagungen in Würzburg erste Personalentscheidungen gefallen. Der Hamburger Erziehungswissenschaftler Wilfried Hartmann (73) wurde am Freitag von der Generalsynode der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) als deren Präsident wiedergewählt. Im Amt bestätigt wurde auch der pfälzische Kirchenpräsident Christian Schad (57) als Vorsitzender der Vollkonferenz der Union Evangelischer Kirchen (UEK). Die Synode der EKD wird am Samstag, 2. Mai, ihr Präsidium neu wählen. Die bisherige Präses Irmgard Schwaetzer (73) will sich auch für die kommenden sechs Jahre zur Wahl stellen.
Während Kirchenpräsident Schad an der Spitze der UEK-Vollkonferenz ohne Gegenkandidaten einstimmig bestätigt wurde, setzte sich Hartmann gegen einen überraschenden Gegenkandidaten durch. Friedrich Vogelbusch aus der sächsischen Landeskirche war ebenfalls zur Wahl angetreten, die beiden teilten die Stimmen der VELKD-Synode im ersten Wahlgang zwischen sich auf. In der zweiten Abstimmung bekam Hartmann 27 von 47 abgegebenen Stimmen und war damit klar gewählt. 18 Synodale stimmten für Vogelbusch, zwei enthielten sich. Zur Stellvertreterin Hartmanns wurde im ersten Wahlgang die bayerische Pfarrerin Jacqueline Barraud-Volk aus Marktbreit neu gewählt. Sie löst auf dem Posten der Ersten Vizepräsidentin den Hamelner Superintendenten Philipp Meyer ab, der im Anschluss zum zweiten Stellvertreter des Synodenpräsidenten Hartmann gewählt wurde.
Der UEK-Vorstand wurde von der Vollkonferenz komplett bestätigt. Kirchenpräsident Schad wird weiterhin von der mitteldeutschen Kirchenamtspräsidentin Brigitte Andrae und dem hessen-nassauischen Kirchenpräsidenten Volker Jung vertreten. Schad sagte vor der Vollkonferenz, er wolle sich für eine "ausstrahlungsstarke evangelische Kirche" einsetzen. "Dass wir als lutherische, reformierte und unierte Landeskirchen gemeinsam evangelische Kirche sind, darum geht es!" Es wäre verfehlt, der "Bekenntnisdifferenz" in der Kirchenorganisation mehr Bedeutung als unbedingt nötig zuzumessen, warb Schad für eine vertiefte Zusammenarbeit in der EKD.
Auch bei den Lutheranern war das Verbindungsmodell ein prägendes Thema, das der Leitende Bischof der VELKD, Gerhard Ulrich, auf einem "sehr guten Weg" sieht. "Wir brauchen einen Prozess, der zu einer neuen EKD führt", sagte der Nordkirchen-Bischof bei der Pressekonferenz der VELKD. Synodenpräsident Hartmann schlug in die gleiche Kerbe: Die VELKD-Generalsynode müsse eine starke Stimme innerhalb der EKD sein. Seine neue Stellvertreterin Jacqueline Barraud-Volk betonte, man müsse nicht mehr vom Verbindungsmodell sprechen, sondern von der Verbindung selbst. "Die Vielfalt der Stimmen muss deutlich hörbar werden", sagte Bischof Ulrich, denn die VELKD sei ein Teil der EKD und kein Gegensatz. Der weitere Prozess zur Neuorganisation der Zusammenarbeit sei "ergebnisoffen".
Wahl der EKD-Synodenpräses und Bericht des Ratsvorsitzenden am Samstag
Im Rahmen des Verbindungsmodells, das 2007 startete, soll das Zusammenwirken der lutherischen, reformierten und unierten Landeskirchen gestärkt werden. Organe und Dienststellen von EKD und konfessionellen Vereinigungen wurden verzahnt, um Kräfte zu konzentrieren und Doppelstrukturen zu vermeiden. Die Kirchenparlamente tagen örtlich und zeitlich verbunden, alle drei Kirchenämter befinden sich in Hannover. Der Prozess soll bis 2017 abgeschlossen werden. Die VELKD umfasst sieben Landeskirchen, die UEK ist ein Zusammenschluss der zwölf unierten und reformierten Landeskirchen und der Reformierten Kirche.
Mit einem Gottesdienst war die erste Tagung der für die nächsten sechs Jahre neu zusammengesetzten Kirchenparlamente am Donnerstagabend in Würzburg eröffnet worden. Die 120 Mitglieder zählende EKD-Synode wird am Samstag ihr Präsidium mit sieben Mitgliedern neu wählen. Bereits seit 2013 stand die frühere Bundesministerin Schwaetzer als Präses an der Spitze. Ebenfalls am Samstag wird der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm seinen Bericht zu aktuellen Themen in Kirche und Gesellschaft vorlegen. Der 55-jährige Theologe ist seit November vergangenen Jahres oberster Repräsentant der mehr als 23 Millionen evangelischen Christen in Deutschland. Der Rat der EKD und sein Vorsitzender werden im November in Bremen neu gewählt.