Erdenball

Erdenball

Du, Erdenball,
der du ruhelos rollst durch das All,
hab dich so gern,
sorge mich so um dich, blauer Stern.

Ach, dein grünes Kleid wird brüchig,
und dein Atem stinkt,
trübe wird das Meer.
Atlasbär und Wandertaube,
Beutelwolf und Ur
gibt es schon nicht mehr.

Dein geliebtes Menschenkind
ist klug und so verwirrt,
herrlich und so schlecht.
Küsst und foltert, tanzt und wütet,
droht und wird bedroht
und erkämpft sein Recht.

Du, Erdenball,
der du ruhelos rollst durch das All,
hab dich so gern,
sorge mich so um dich, blauer Stern.

Allen deinen Menschenkinder
deckt du reich den Tisch.
Teilen fällt so schwer.
Hunger leiden noch die meisten,
andre werden reich,
werfen Korn ins Meer.

Und die schlimsmten deiner Kinder
spieln mit deinem Tod,
schöner Erdenball.
Doch die Menschen, die dich lieben,
stehn dagegen auf,
hier und überall.

Du, Erdenball,
der du ruhelos rollst durch das All,
hab dich so gern,
sorge mich so um dich, blauer Stern.

Ja, noch wechselt Frucht und Blüte,
sprießt auf Trümmern Gras,
legt sich Tau darauf,
ziehen Vögel ihre Bahnen,
redet Mensch zu Mensch,
geht der Samen auf.

Du, Erdenball,
der du ruhelos rollst durch das All,
hab dich so gern,
sorge mich so um dich, blauer Stern.

1984

(c) Gerhard Schöne/ BuschFunk (mit freundlicher Genehmigung)