Eskalation in Bangkok: Protestanführer angeschossen

Eskalation in Bangkok: Protestanführer angeschossen
In Thailand hat sich die Lage im wochenlangen Machtkampf zwischen Regierung und Demonstranten nach dem Scheitern einer greifbar nahen friedlichen Krisenlösung dramatisch verschärft.

Der Machtkampf zwischen Regierung und oppositionellen Demonstranten in Thailand hat sich wieder dramatisch zugespitzt. Einer der Protestanführer wurde am Donnerstagabend während eines Interviews mit sieben ausländischen Journalisten in den Kopf geschossen. Er musste schwer verletzt ins Krankenhaus gebracht werden.

Opposition verdächtigt "Scharfschützen der Armee" 

Ein Sprecher des Oppositionsbündnisses UDD machte "Scharfschützen der Armee" verantwortlich, wie er dem Sender BBC sagte. "Die Armee will uns einschüchtern. Wir müssen verhindern, dass dies ein zweites Tienanmen wird", sagte er in Anlehnung an das Massaker gegen Studenten auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Peking 1989. Dort kamen seinerzeit mehrere hundert Menschen um.

Nach unbestätigten Berichten wurden in Bangkok auch mehrere Menschen aus der Umgebung des angeschossenen Generalmajors Kattiya Sawadeepol verletzt. Kattiya ist eine umstrittene Figur. Er beriet die Rothemden, wie die Oppositionellen wegen der Farbe ihrer Kleidung gennant werden, in ihrer Strategie gegen einen möglichen Einsatz der Armee.

Die Rothemden schworen, jedem Räumungsversuch zu trotzen. Mehrere Tausend haben sich seit Ostern in einem Geschäftsviertel der Hauptstadt hinter Autoreifen und Stacheldraht verbarrikadiert. Sie haben sich nach Augenzeugenberichten mit Steinen, Schleudern und scharf geschnitzten Bambusstöcken bewaffnet.

Besetzter Bezirk militärisch abgeriegelt

Beim jüngsten Versuch, die Proteste zu aufzulösen, kam es zu blutigen Zusammenstößen. Bei dem Einsatz am 10. April kamen 25 Menschen ums Leben, 800 wurden verletzt. Die Demonstranten wichen nicht zurück und die Sicherheitskräfte gaben schließlich auf.

Am Donnerstagabend begann die Arme, das Viertel abzuriegeln. Der Strom wurde abgestellt. Ministerpräsident Abhisit Vejjajiva hatte sein Kompromissangebot mit vorgezogenen Wahlen zuvor verärgert zurückgezogen. Die Rothemden hatten den Wahlen zwar im Prinzip zugestimmt, verlangten aber zusätzlich, dass Abhisits Stellvertreter Suthep Thaugsuban sich wegen des blutigen Einsatzes der Sicherheitskräfte im April der Polizei stellt. Suthep hatte sich einer Behörde für Sonderermittlungen gestellt, doch reichte den Rothemden das nicht.

Sie wollen nach Angaben aus UDD-Kreisen erreichen, dass Suthep angeklagt wird und gegen Kaution auf freien Fuß kommt. Damit, so die Argumentation, werde ein Präzedenzfall geschaffen, damit auch die 24 UDD-Anführer, denen nach Ende der Proteste eine Festnahme droht, gegen Zahlung einer Kaution auf freiem Fuß bleiben.

dpa