Gleichzeitig ein Werk, dessen Besetzung mit Russell Crowe ("Gladiator"), Cate Blanchett ("Elizabeth") und weiteren großen Namen hochkarätig genug besetzt ist, um dem Eröffnungsabend den nötigen Glamour zu verleihen. Auch wenn Regisseur Ridley Scott im Vorfeld stets betonte, ihm ginge es in seiner Version der Robin-Hood-Legende um ein Porträt einer von Instabilität und Unsicherheit gezeichneten Epoche, erwies sich das Ergebnis auf der Leinwand doch als völlig unverfänglich und gänzlich ohne brisante aktuelle Bezüge.
"Robin Hood": Glätter der aufgeschlagenen Wogen
Urteilt man nach dem Verlauf des Eröffnungsabends, ging das Konzept der sicheren Nummer bestens auf. "Robin Hood" wurde freundlich, wenn auch ohne große Begeisterung aufgenommen. Scotts Film erzählt die "Vorgeschichte" Robin Hoods, der wesentlich an der Zurückschlagung einer vom französischen Thron geplanten Invasion beteiligt ist. Auf die Frage an die Macher, was es für ein Gefühl sei, das französische Festival mit einem Film zu eröffnen, in dem die Franzosen die Bösewichte darstellen, lachten Produzent Brian Grazer und seine Hauptdarstellern herzlich. Die Engländer kämen eigentlich noch viel schlechter weg, fand Cate Blanchett.
"Robin Hood" erwies sich in Cannes somit als idealer Glätter der aufgeschlagenen Wogen. Deren hatte es im Vorfeld mehr als sonst gegeben. Nicht nur eine tatsächliche in Form des Mini-Tsunami, der eine Woche vor Festivalbeginn an die 20 Strandrestaurants der Stadt an der Cote d'Azur verwüstete. Gleich zwei Filme im geplanten Programm schlugen Wellen bis in die hohe Politik.
Zwei Politiker lehnen Filmbeiträge ungesehen ab
Der eine, "Hors la loi", (Außerhalb des Gesetzes) des französischen Regisseurs Rachid Bouchareb, läuft im Wettbewerb unter algerischer Flagge und thematisiert die französisch-algerischen Auseinandersetzungen am Ende des zweiten Weltkriegs. Ein Abgeordneter der französischen Regierungspartei UMP, Lionel Luca, stempelte den Film als "anti-französisch" ab, wohlgemerkt ohne ihn gesehen zu haben.
Immerhin einen Ausschnitt des Dokumentarfilms "Draquila - Italy trembles" der italienischen Parodistin und bekennenden Gegnerin von Präsident Silvio Berlusconi, Sabina Guzzanti, hatte der italienische Kulturminister Sandro Bondi gesehen, bevor er ankündigte, diesen Film nicht aufs Festival begleiten zu wollen. Bondi sprach von Lügen und einer Beleidigung gegen das italienische Volk. In Guzzantis Film geht es um die Machenschaften von Staat und Unternehmen beim Wiederaufbau des vom Erdbeben zerstörten Aquila.
Erst mal Ruhe an der Polemikfront
Ganz anders gelagert war dagegen der dritte Fall, über den sich die Gemüter im Vorfeld erhitzten: Dem russischen Regisseur Nikita Mikhalkov wirft man eine eher zu große Staatsnähe vor. Mikhalkov stellt dieses Jahr eine Fortsetzung von "Die Sonne, die uns täuscht" vor, für den er vor 16 Jahren den Spezialpreis der Jury erhielt. Im heimischen Russland ist "Exodus - Die Sonne, die uns täuscht 2", in dem es um den Zweiten Weltkrieg geht, zum "Tag des Sieges" im Mai bereits angelaufen, bei Kritik und Publikum aber gleichermaßen durchgefallen.
Im Vorfeld des Starts waren außerdem Auseinandersetzungen in der russischen Union der Kinematografisten, deren Vorsitzender Mikhalkov ist, öffentlich geworden. Namhafte Kollegen werfen ihm selbstherrliches Verhalten vor, und dass er die Union und damit auch Fördergelder wie seinen Privatbesitz behandle.
Robin Hood, der Retter und Rächer, und vor allem die simple Tatsache, dass alles Vorspiel jetzt vorbei ist und das Festival begonnen hat, hat nun erst mal Ruhe an der Polemikfront einkehren lassen. Nun müssen die Filme für sich sprechen. Man kann gespannt sein, was noch kommt.