Glück sieht Zölibats-Debatte in der Kirche

Glück sieht Zölibats-Debatte in der Kirche
Nach Ansicht des Präsidenten des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Alois Glück, hat in der katholischen Kirche eine ernsthafte Debatte zur Abschaffung des Zölibats begonnen.

"Wir müssen den Weg öffnen für ein Priesteramt ohne Zölibat. Die Diskussion ist voll im Gange, die Äußerung von Erzbischof Schick ist dafür ein Beispiel", sagte Glück der "Frankfurter Rundschau". Der oberste Laienvertreter der katholischen Kirche bezog sich auf die Aussage des Bamberger Erzbischofs Schick, der den Pflichtzölibat infrage gestellt hatte. Glück selbst hatte bereits vor mehreren Wochen gefordert, über ein Ende des Ehelosigkeitsgebots für katholische Priester nachzudenken.

Zum Start des 2. Ökumenischen Kirchentages in München an diesem Mittwoch forderte Glück auch eine Diskussion über die Sexualmoral in der katholischen Kirche. Die Kirche müsse sich dabei auch "offener damit auseinandersetzen, was heute verantwortungsvoller Umgang mit Sexualität und Partnerschaft heißt".

Innenminister schaltet sich ein

Auch Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) hat sich gegen das strikte Gebot der Ehelosigkeit für katholische Priester ausgesprochen. In einem Interview der Wochenzeitung "Die Zeit" schaltete er sich in die Debatte um eine Lockerung des Zölibats ein und plädierte für eine Aufhebung. "Ich finde den Zölibat falsch", sagte de Maizière kurz vor Beginn des Ökumenischen Kirchentages in München an diesem Mittwoch. Mann und Frau gehörten zusammen, "auch als Pfarrer". Zudem hätten ihn die Einwände, der Kirchendiener werde durch die Frau abgelenkt, nie überzeugt.

Die Debatte um den Zölibat war vor dem Hintergrund zahlreicher Missbrauchsfälle von katholischen Geistlichen in Deutschland und Europa zuletzt auch im deutschen Episkopat selbst angestoßen worden. Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick hält etwa eine Lockerung des Zölibats für normale Priester für denkbar.

Der österreichische Bischof Paul Iby hat sich für die Abschaffung des Zölibats und für die Weihe von Frauen zu Priestern ausgesprochen. Der 75-jährige Geistliche aus dem Burgenland hatte zwar bereits im Januar in Rom sein Rücktrittsgesuch abgegeben, will aber noch bis zum Herbst im Amt bleiben. Auch der Erzbischof von Bamberg (Bayern), Ludwig Schick, hatte sich für eine Lockerung des Zölibats für normale Priester ausgesprochen.

Kirche soll offener und bescheidener werden

Iby sagte der österreichischen Zeitung "Die Presse", die derzeitige Krise der katholischen Kirche gehe sehr tief, es werde lange dauern, das Vertrauen der Menschen zurückzugewinnen. Die Kirche müsse dafür offener, freier und bescheidener werden. Dazu gehört für Iby auch die Abschaffung des Zölibats: "Es wäre für die Weltpriester sicher eine Erleichterung, wenn der Pflichtzölibat aufgehoben würde." Jeder solle frei entscheiden können, ob er zölibatär oder in einer Familie leben wolle. Auch die Priesterweihe von bereits verheirateten Männer wie Diakonen würde er begrüßen.

Bei anderen umstrittenen Themen gab sich der altgediente Seelsorger ebenfalls reformfreudig: Die Priesterweihe von Frauen müsse mittelfristig überlegt werden, Homosexuelle dürften in der Kirche nicht diskriminiert werden. Er befürworte auch, dass Geschiedene nach einer Zeit der Buße für eine zweite Partnerschaft den Segen der Kirche erhalten: "Nur: Es geht in Rom nichts weiter."

Österreich, wo rund drei Viertel der Bevölkerung katholisch sind, ist in den vergangenen Monaten von dem Missbrauchsskandal schwer erschüttert worden. Die Kirche reagierte aber überraschend offen und veranstaltete unter anderem einen Bußgottesdienst im Wiener Stephansdom. Mehrere höherrangige Geistliche regten an, über den Zölibat zu diskutieren.

dpa