Randale in Hamburg - friedliche Walpurgisnacht im Harz

Randale in Hamburg - friedliche Walpurgisnacht im Harz
Während es im Hamburger Schanzenviertel in der Nacht zum 1. Mai zu Ausschreitungen kam, blieb es in Berlin weitgehend ruhig. Im Harz feierten zehntausende Menschen friedlich das Walpurgisfest.

Bei Zwischenfällen in der Hansestadt wurden mindestens 14 Menschen verletzt. Wie ein Polizeisprecher am frühen Samstagmorgen mitteilte, hatten rund 150 linke Demonstranten rund um das alternative Kulturzentrum "Rote Flora" Möbel, Holzlatten und Müll auf die Straße gestellt und angezündet. Polizisten wurden mit Flaschen und Steinen angegriffen, eine Bankfiliale beschädigt. Dagegen verlief die Walpurgisnacht in Berlin weitgehend ruhig. Rund 4.000 Menschen feierten laut Polizei zumeist friedlich. Mehrere betrunkene Störer wurden festgenommen und weggeschleppt. Verletzte wurden nicht gemeldet.

In Hamburg bekam ein Passant einen Stein an den Kopf und wurde so schwer verletzt, dass er ins Krankenhaus musste. Darüber hinaus wurden 13 Polizisten und drei Diensthunde verletzt. Sieben Randalierer wurden vorläufig festgenommen. Im Schanzenviertel war es in den vergangenen Jahren bereits zu Krawallen rund um den 1. Mai gekommen. In Bremen gingen in der Nacht zwei Streifenwagen der Polizei in Flammen auf. Auch hier wird nach Polizeiangaben ein Zusammenhang mit den Mai-Protesten vermutet.

Massive Polizeipräsenz in Berlin

Am Boxhagener Platz in Berlin-Friedrichshain flogen vereinzelt Flaschen und Bierbecher gegen Polizisten, Beamte wurden auch angepöbelt. Die Polizei hatte mit ihrer massiven Präsenz die Lage aber unter Kontrolle. Nach Mitternacht wurden mehrere Straßen geräumt. Es gab keine massiven Ausbrüche von Gewalt. Zuvor waren am Rande einer Demonstration gegen Rechtsextremismus in Berlin-Schöneweide zwei Neonazis festgenommen worden. Es sei insgesamt friedlicher als im Vorjahr gewesen, zeigte sich die Polizei am frühen Morgen zufrieden.

Zu den Walpurgisfeiern im Ostharz kamen 23.900 Menschen, wie die Polizei am Samstag in Halberstadt mitteilte. "Es war extrem ruhig und friedlich", sagte der Sprecher. Es gab keine größeren Schlägereien zwischen Betrunkenen. In der Nacht wurde in rund 30 Harzorten traditionell mit Hexen und Teufeln der Winter vertrieben. Dazu hatten sich viele Einheimische mit Masken und Kostümen verkleidet.

Benannt ist die Walpurgisnacht nach der an einem 1. Mai heiliggesprochenen Äbtissin Walpurga (710-779), der Schutzpatronin gegen Pest, Tollwut und Aberglauben. Die Feiern basieren ursprünglich auf heidnischen Bräuchen. In vorchristlicher Zeit wurde auf dem Brocken im Harz, der als Sitz von Göttern und Geistern galt, zu Frühjahrsbeginn ein Fruchtbarkeitsfest gefeiert. Mit Einführung des Christentums wurden die alte Bräuche umgedeutet.

Neonazis und Gegendemonstranten

Am Maifeiertag kommen auf die Polizei in Berlin mehrere Großeinsätze zu. Nach Angaben von Innensenator Ehrhart Körting (SPD) werden am Samstagvormittag bis zu 3.000 Rechtsextremisten sowie bis zu 10 000 linke Gegendemonstranten erwartet. Die Polizei befürchtet Gewalt und will beide Züge strikt trennen. 6.000 Beamte sollen eingesetzt werden. Dabei werden die Berliner Kräfte von Polizisten aus anderen Bundesländern unterstützt.

Ein breites Bündnis will gegen den Aufmarsch der Rechtsextremisten mit Sitzblockaden protestieren. Dem Protest-Bündnis haben sich Politiker von SPD, Grünen und der Linken angeschlossen, darunter Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse (SPD), SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles, Linke-Vorsitzender Oskar Lafontaine und Grünen- Vorsitzende Claudia Roth. Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) rief zu Gewaltfreiheit auf. "Das Recht auf Demonstration ist kein Recht zu Gewalt und Regelverletzung."

Im vergangenen Jahr waren am Vorabend des 1. Mai in Berlin knapp 60 Randalierer festgenommen worden. 2009 war es bei der abendlichen Mai-Demonstration in Kreuzberg zu massiven Gewaltausbrüchen gekommen. Fast 500 Polizisten waren verletzt worden. Zahlreiche Störer wurden festgenommen. Mehr als 150 Anklagen wurden gegen Randalierer erhoben, erstmals auch wegen versuchten Mordes.

dpa