Boy Scouts zahlen Rekord-Abfindung für Missbrauch

Boy Scouts zahlen Rekord-Abfindung für Missbrauch
Weil einer ihrer Betreuer einen Jungen missbrauchte, müssen die amerikanischen Boy Scouts eine Rekordabfindung zahlen. Ein Gericht in Portland im US-Bundesstaat Oregon verurteilte eine der größte Jugendorganisation der USA zu einer Entschädigung von 18,5 Millionen Dollar (13,8 Millionen Euro) für den heute erwachsenen Kläger. Wie amerikanische Medien am Samstag berichteten, wollten die Richter die Boy Scouts vor allem deshalb bestrafen, weil sie zahlreiche Missbrauchsfälle jahrelang vertuschten.

Gegen die Pfadfinderorganisation gibt es bereits mehrere Klagen wegen Missbrauchs. In den meisten Fällen kam es jedoch nicht zu Verfahren. Der heute 38-jährige Kerry Lewis, der zum Zeitpunkt des ersten Übergriffs elf Jahre alt war, ist einer von sechs ehemaligen Pfadfindern, die gegen die Organisation klagten.

Nach Aussagen des Anwalts von Lewis wusste die Organisation damals, dass der betreffende Betreuer Jungen missbraucht hatte. Der heute 53-jährige Timur Dykes habe seinen Vorgesetzten 1983 gestanden, sich insgesamt an 17 Jungen vergangen zu haben.

Daraufhin sei er zwar als Betreuer abgesetzt worden, habe jedoch als freiwilliger Helfer in der Organisation bleiben dürfen. Dykes habe weitere Jungen missbraucht. Jahre später war er in drei Fällen überführt und zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt worden. Seit 2005 ist er auf freiem Fuß. Kurz vor seinem Verfahren hatte er damals auch die Verbrechen an Lewis gestanden.

Alle Fälle dokumentiert, aber geheingehalten

Die Pfadfinder hatten nach Angaben des Anwalts sämtliche Fälle in ihren Akten dokumentiert, sich aber ursprünglich gegen deren Freigabe gewehrt. Im Februar hatte das Oberste Gericht in Oregon die Offenlegung angeordnet. Die Akten enthielten demnach rund 1.000 Vorfälle von sexuellem Missbrauch an Kindern. Sie ereigneten sich zwischen 1965 und Mitte der 80er Jahre.

Ein Sprecher der Boy Scouts sagte dem TV-Sender CNN, die Organisation habe inzwischen drastische Maßnahmen eingeführt, um Pfadfinder künftig vor Übergriffen zu schützen. Anfang des Monats hatte die Einrichtung jedoch angekündigt, dass sie das erwartete Urteil des Gerichts anfechten werde.

dpa